Spotlight Spezial

Das war 2021 unter dem Makroskop

| 28. Dezember 2021
istock.com/wildpixel

Liebe Leserinnen und Leser,

ein verflixtes 2021 neigt sich dem Ende zu, ein weiteres Jahr, das im Schatten der Corona-Pandemie stand, aber nicht nur. Ein Jahr, das – wie schon 2020 – als Krisenjahr und Jahr der Umwälzungen in Erinnerung bleiben wird.

In diesem Spotlight werfen wir einen Rückblick und bieten Ihnen eine Auswahl unserer erfolgreichsten und meistgelesenen Artikel – Essays, Analysen und Kommentare, die in den vergangenen zwölf Monaten Ihren Nerv getroffen haben und so ein Stück repräsentativ sein mögen für Ihre Gemütslage und auch die des Landes.

Die wohl aus westlicher Sicht herausstechenden Ereignisse waren die zweite, dritte und vierte Welle der Covid-19-Pandemie, die sogenannte Jahrhundertflut sowie Regierungsbildung und -antritt der neuen Ampel-Koalition in Deutschland, das erste Regierungsjahr von Joe Biden unter dem Zeichen von Bidenomics und „Build Back Better“, das Wiederaufflackern der Migrationskrise oder der Rückzug der Alliierten aus Afghanistan.

Vieles von dem haben wir auf MAKROSKOP kritisch begleitet. So etwa Hartmut Reiners die Sondierungsgespräche von SPD, Grünen und FDP, die eine klare Gewinnerin hervorgebracht hat: Die Sozialpolitik der Ampelkoalition wird die Handschrift der FDP tragen. Die Sozialrente soll eingefroren, die Altersvorsorge auf Aktienfonds umgestellt werden. Während sich Amazon, Google und die Immobilienwirtschaft die Hände reiben, schreibt Reiners, verleugnet die SPD ihre eigene Tradition und sozialpolitischen Erfolge.

Die FDP hat allerdings den Vorteil, die EU-Kommission hinter ihrem Rücken zu wissen. Im Kampf gegen die Pandemie hatte die EU-Kommission 2020 einen Corona-Aufbaufonds beschlossen, dessen Mittel jedoch an Auflagen geknüpft sind, wie Marin Höpner weiß: Die Mitgliedstaaten müssen Empfehlungen aus dem Europäischen Semester umsetzen. Auch Deutschland müsse unter anderem sein Rentensystem finanziell tragfähig machen, um die ihm aus dem Aufbaufonds zustehenden Mittel von rund 24 Milliarden Euro erhalten zu können. Für Höpner ist das der Weg ins autoritäre Europa.

Auf außenpolitischem Terrain stehen die Zeichen auf Konfrontation mit Russland. Die Grünen, allen voran die neue Außenministerin Annalena Baerbock wollen die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 mit allen Mitteln verhindern. Sogar die seit Jahresmitte rasant ansteigenden Gaspreise werden Putin in die Schuhe geschoben: Deutschland und die gesamte EU im Griff Moskaus – und alles wegen Nordstream 2. Doch Franz Garnreiter zeigt auf, dass nicht ein Boykott Gazproms für die Knappheit und den Preisanstieg verantwortlich ist.

Wohlwollend hingegen begleitet Andreas Nölke das erste Regierungsjahr Joe Bidens. Der US-Präsident habe in seiner kurzen Amtszeit schon mehr vorzuweisen als sämtliche seiner Vorgänger der letzten Jahrzehnte und hebe sich auch erfreulich vom Wirken der letzten deutschen Bundesregierungen ab. Im November hat der amerikanische Kongress ein Infrastrukturinvestitionspaket mit einem Volumen von 1,1 Billionen US-Dollar für zehn Jahre verabschiedet. Das neue Paket addiert nochmals 550 Milliarden Dollar zu jenen 600 Milliarden, die ohnehin in dieser Dekade in die Infrastruktur investiert werden sollen.

Und das sollte eigentlich auch nicht das letzte Investitionspaket gewesen sein. Doch das zweite Paket „Build Back Better“, der Kern Bidens Wirtschaftsagenda, mit einem Volumen von 1,75 Billionen Dollar und einem Schwerpunkt in den Bereichen Sozialleistungen und Klimaschutz steht zum Jahresende kurz vor dem Scheitern. Ein einziger demokratischer Senator, Joe Manchin aus West Virginia, ließ die Verhandlungen zum Jahresende platzen.

Gleichzeitig war es Biden, der das Ende der Operation in Afghanistan vollendete. Lee Jones' Fazit des Rückzugs ist ein grundlegendes Scheitern des westlichen Interventionismus. Ein Scheitern, das nicht auf mangelnde Planung zurückzuführen sei, sondern das dem Projekt selbst inhärent ist: Funktionierende Staatswesen können nicht von außen aufgebaut werden. Ist das die Lehre des 21. Jahrhunderts?

Das und einige andere Themen werden Sie in diesem Spotlight Spezial finden. Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen einen Guten Rutsch und ein Frohes Neues Jahr – in dem Sinne, dass es wirklich besser wird als das vergangene. Auf ein baldiges Wiedersehen!