Editorial

Grund und Boden

| 25. April 2024
IMAGO / Westend61

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen in einer neuen Woche. Steigende Bodenpreise sind eine zentrale Ursache für die Umverteilung von Vermögen – und zwar nach oben. Das Problem findet sich in der Schweiz, aber auch in Deutschland. "Die Tatsache, dass der Grund und Boden unvermehrbar und unentbehrlich ist, verbietet es, seine Nutzung dem unübersehbaren Spiel der freien Kräfte und dem Belieben des Einzelnen vollständig zu überlassen“, schrieb 2019 Hans-Jochen Vogel.

Dabei wollte man einmal mit der Förderung des Wohneigentums und der Eigentumsrechte die Demokratie von unten stärken. Doch längst lässt der Vermögenszuwachs der Bodenbesitzer Oligarchien entstehen. Mit anderen Worten, hier herrscht dringender politischer Handlungsbedarf. Doch in der Programmatik der meisten Parteien fristet die Bodenpolitik nur ein Schattendasein.

Ist das jetzt beim Bündnis Sahra Wagenknecht anders? Auch Wagenknecht will Eigentum neu denken. Doch der Ökonom Werner Onken attestiert ihr „geld- und bodenpolitische Leerstellen“. Mit Gemeinplätzen, dass mit Böden nicht spekuliert werden dürfe oder dass die Mieten mit den Immobilienpreisen steigen, seien sie nicht zu füllen. Denn es gehe um viel Grundsätzlicheres: die leistungslose Aneignung der Rente aus dem Boden- und Ressourcenmonopol.

Diese und weitere Themen finden Sie in unserer neuen Ausgabe:

  • Transaktionen in Lichtgeschwindigkeit Verzögerungen von nur wenigen Mikrosekunden entscheiden zwischen Gewinn und Verlust: Der Soziologe Donald Mackenzie geht den Innovationen und Transformationen nach, die den Hochfrequenzhandel möglich gemacht haben. Tiago Cardão-Pito
  • Christian Lindners Investitions-Pessimismus Christian Lindner ist wirtschaftspolitisch ein Pessimist. Anders als OECD oder Bundesbank glaubt er nicht, dass staatliche Kredite zu Investitionen führen, die sich langfristig auszahlen. Joseph Kuhn
  • An der Grenze der Aufklärung angelangt Der außergewöhnliche Rücktritt der Cum-Ex-Aufklärerin Anne Brorhilker offenbart, dass der Kampf gegen Wirtschaftskriminalität mehr als ein strukturelles Problem ist. Herbert Storn
  • Jedes Prozent Einwanderung erhöht die Mieten um 7 Prozent Mit steigenden Bodenpreisen findet eine Umverteilung von Vermögen statt, die unser System gefährdet. Wie lässt sich das stoppen? Werner Vontobel
  • „Geld- und bodenpolitische Leerstellen“ Um über einen wichtigen Baustein im Programm des BSW mehr Klarheit zu gewinnen, lohnt ein Blick in das Buch von Sahra Wagenknecht. Der Ökonom Werner Onken hat das getan. Franz Schneider
  • Der US-Feldzug gegen das World Wide Web TikTok gilt als Trojanisches Pferd der Chinesen. Doch die Vorwürfe staatlicher Einflussnahme aus Peking sind spekulativ. Obwohl Washington bereits starke Kontrolle über die App ausübt, wird sie nun verboten. Thomas Fazi
  • Liebesgrüße an Moskau Was haben die Sanktionen der USA und der EU gegen die russische Wirtschaft bewirkt? Der Ökonom James K. Galbraith kommt in einer Studie zum Ergebnis: Dem Land hätte nichts Besseres passieren können. Ulrike Simon
  • Generation Modi Narendra Modi prägt mit seinem nationalistisch-autoritären Führungsstil eine Ära der indischen Politik. Kann die Opposition zu einer ernsthaften Herausforderung für den Hindu-Nationalismus werden? Chris Ogden