Aufgelesen

Wynne Godley und die sektoralen Salden

| 09. Februar 2021
Bild: Javier López Bernardo / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Wynne Godleys großer Verdienst war es, das Verhalten einzelner Akteure zusammen mit sektoralen Bilanzen für die Vorhersage makroökonomischer Entwicklungen nutzbar zu machen.

1998, zehn Jahre vor der großen Finanzkrise, gehörte er zu den Ersten, die vor der Unausgewogenheit der Weltwirtschaft warnten, die durch die wachsende Verschuldung der Privathaushalte in den USA nicht mehr aufzuhalten sei. Schon lange zuvor, noch in seiner Zeit im britischen Finanzministerium, hatte der eigenwillige Ökonom und Oboist Wynne Godley wegen solcher Warnungen vor drohenden Wirtschaftskrisen Bekanntheit als »Kassandra aus dem Fens« erlangt. Auch in seinen späteren Jahren an der Universität von Cambridge und zum Ende seiner Karriere am Levy Institute in New York blieb seine Spezialität das »forecasting«, die Konjunkturvorhersage.

Durch seine Geschicklichkeit mit Zahlen und später mit Computern machte er sich einen Namen. Relevant war seine Arbeit in der angewandten wirtschaftspolitischen Beratung. Wie hoch sollten die Staatsausgaben sein, um Vollbeschäf­tigung zu erreichen? Die Politik wollte eine Antwort auf diese Frage und Godley als »einer der fähigsten Ökonomen der Regierung« war derjenige, der kontaktiert wurde.

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