Österreichs Haushalte zahlen 2025 doppelt so viel wie Unternehmen
Das Regierungsprogramm der neuen Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS in Österreich setzt positive Akzente, bleibt jedoch in zentralen Bereichen hinter den Herausforderungen der Zeit zurück. Insbesondere das Sparpaket trifft breite Teile der Bevölkerung und belastet Haushalte stärker als Unternehmen.
Das Sparpaket der neuen Regierung in Österreich wird für 2025 zu drei Vierteln über Ausgabenkürzungen finanziert, lediglich ein Viertel über zusätzliche Einnahmen:
Die Regierung setzt also vorrangig auf Einsparungen, anstatt durch Steuerpolitik Spielräume für Sozialleistungen zu schaffen.
Besonders stark sind die Haushalte betroffen: Sie tragen fast die Hälfte der für dieses Jahr geplanten Einsparungen, während Unternehmen geschont werden. Von den 6,4 Milliarden des geplanten Sparpakets 2025 tragen die Haushalte 3,1 Milliarden Euro an Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen. Unternehmen müssen 1,4 Milliarden schlucken, ähnlich viel wie die Öffentliche Hand. Haushalte und Unternehmen gemeinsam sind von einer halben Milliarde Euro an Einsparungen betroffen:
„Für Unternehmen gibt es trotz Sparpaket sogar Steuerzuckerl. Die Rücknahme der Steuersenkung auf Unternehmensgewinne der Vorgänger-Regierung wäre als Beitrag zur Budgetsanierung sinnvoller gewesen“, sagt Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut.
Einnahmen: Verpasste Chancen bei Superreichen und Unternehmen
Auf der Einnahmenseite bleibt viel Potenzial ungenutzt. Während einige vermögensbezogene Steuern bei Stiftungen und Immobilien angehoben werden, fehlt eine echte Vermögens- oder Erbschaftsbesteuerung. Auch die Senkung der Körperschaftssteuer der letzten Jahre bleibt unangetastet – obwohl ein Teil der Staatsschulden auf die hohen Subventionen und Hilfszahlungen zurückgeht.
Ein positiver Aspekt ist der Beitrag aus den Gewinnen von Banken und Energiekonzernen zur Budgetsanierung. „Die Banken tragen mehr als nur symbolisch zur Budgetsanierung bei. Jedoch hätte der Beitrag angesichts der hohen Übergewinnen auch deutlich höher ausfallen können“, sagt Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut.
Klimaschutz: Regierung im Rückwärtsgang
Der Klimaschutz ist einer der größten Verlierer des Regierungsprogramms. Die Abschaffung des Klimabonus, Kürzungen bei Bahn- und Klimaförderungen sowie das Festhalten an klimaschädlichen Subventionen untergraben die Ambitionen, Österreich klimafit zu machen. Zusätzliche Klima-Maßnahmen als Ersatz für die zahlreichen Streichungen und Kürzungen gibt es de facto nicht.
Wohnen: Mehr Licht als Schatten
Im Bereich Wohnen bringt das Programm bedeutende Verbesserungen. Die verlängerte und verschärfte Mietpreisbremse wird in der nächsten Teuerungs-Episode die Mietenerhöhungen begrenzen. Für die nächsten Jahre umfasst die Bremse aber nur Altbauten, und nicht den privaten Bereich mit den teuersten Mieten.
Das Vorhaben, befristete Verträge zurückzudrängen, geht in die richtige Richtung, bleibt aber zaghaft. Die Mindestbefristungsdauer steigt auf fünf Jahre statt bisher drei. Die Zweckwidmung der Wohnbauförderung ist ein sinnvoller Schritt für mehr sozialen Wohnungsbau. Ein Wermutstropfen ist, dass die Privatisierung von gefördert errichteten Wohnungen weiterhin möglich bleibt.
Sozialstaat und Arbeit: Fortschritte mit Budgetvorbehalt
Die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres, der Ausbau der Kindergärten und mehr Unterstützung für Brennpunktschulen sind begrüßenswert.
Auch die Erhöhung des Familienzuschlags in der Sozialhilfe und neue Teilpensionsregelungen gehen in die richtige Richtung. Doch viele Maßnahmen stehen unter Budgetvorbehalt – ob sie tatsächlich umgesetzt werden, bleibt fraglich.
Dies ist eine leicht modifizierte Zweitveröffentlichung, zuerst erschienen beim Wiener Momentum Institut.