Editorial

Private Pride – Die neue Kunst des Krieges

| 27. April 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen in einer neuen Woche. Clausewitz ist tot ‒ der Krieg wird outgesourct. Während private Militär- und Sicherheitskonzerne durch Staatsaufträge große Profite machen, entziehen sich Regierungen mehr und mehr ihrer Verantwortung. Eine Win-Win-Situation. Einerseits wird die demokratische Rechenschaftspflicht untergraben, anderseits werden gerade die neuen Kriege des Westens der Öffentlichkeit als Operation der Tugend verkauft.

Neu ist, dass die im Westen beliebten gesellschaftlichen und kulturellen Kämpfe unter Schlagwörtern wie „feministische“ oder „wertebasierte Außenpolitik“ für den Export recycelt werden. Mit "culture forming" auf Grundlage westlicher Normen und Sitten rechtfertigt dieser „woke Imperialismus“ alle Arten von Einmischung.

Diese und weitere Themen finden Sie in unserer neuen Ausgabe:

  • Die neue Ehe zwischen Krieg und Tugend Die Großmächte kleiden ihre außenpolitischen Ambitionen meist in tugendhafte Leitbilder universeller Tragweite. In jüngster Zeit werden vor allem "linke" Werte für die strategischen Ziele des Westens mobilisiert. Christopher Mott
  • Das große Geschäft der Privatarmeen Der Aufstieg der Gruppe Wagner ist kein Einzelfall. Die Söldnerarmee symbolisiert die veränderte Natur der modernen Kriegsführung global – auf Kosten der Demokratie. Thomas Fazi
  • Wie Israels Justizreform das Friedensabkommen gefährdet Welches Interesse haben konservative und libertäre Netzwerke an einer Justizrevolution in Israel? Yotam Givoli
  • Die direkten und tieferen Ursachen der Bahn-Misere Unzuverlässigkeit, Infrastruktur auf Verschleiß, sinkende Fahrgastzahlen, hohe Schulden – die Deutsche Bahn ist ein Sanierungsfall. Da passt es, dass die Bundesregierung die Klimaziele im Bereich Schiene aufgegeben hat. Wie konnte es so weit kommen? Winfried Wolf
  • Der tiefere Grund aller Finanzkrisen Die chronische Ungleichheit macht, dass wir immer mehr Ressourcen im Kampf um – letztlich fiktive – Finanzvermögen verschleudern. Werner Vontobel
  • Deutschland, deine Top-Ökonomen In den Wirtschaftswissenschaften sind überholte Positionen auch unter sogenannten Top-Ökonomen keine Seltenheit. Exklusive Netzwerke und ein neoliberal geprägtes Umfeld fördern das Beharren auf Fehlannahmen. Zeit für mehr Pluralität im ökonomischen Diskurs und einen Angriff auf die Orthodoxie. Malte Kornfeld
  • Zur Stärke des amerikanischen Kapitalismus In den USA ist alles größer, schneller und toller – sagen zumindest die Zahlen zum Wachstum des Bruttoinlandprodukts und der US-Journalist David Brooks. Doch ganz so einfach ist es nicht. Dean Baker
  • Kreislaufwirtschaft: „Wir könnten auch anders!“ Erhalten und Erneuern heißt das neue Buch des Soziologen Fritz Reheis. Ausgehend von einem zyklischen Nachhaltigkeitsbegriff führt er durch die Irrungen und Wirrungen unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Sein Appell: Mehr Mut zur Fantasie. Hans-Peter Roll