Momentum Institut

Lohnzuwächse hemmen Investitionen nicht

| 29. April 2025
IMAGO / Westlight

Immer wieder warnen Wirtschaftsforscher und Konzernchefs vor Lohnzuwächsen. Sie würden Gewinneinbrüche verursachen und Investitionen erschweren. Der langjährige Vergleich aber zeigt das Gegenteil: Je höher die Gewinne, desto niedriger die Investitionen.

Neue Berechnungen des österreichischen Momentum Instituts zeigen: Je höher die Gewinne, desto niedriger die Investitionen – ein Trend, der sich seit den 1980ern verfestigt hat. Hohe Investitionsquoten gehen historisch mit einem hohen Anteil der Löhne – und einem entsprechend niedrigen Anteil der Gewinne – am Volkseinkommen einher. Wie die folgende Grafik für Österreich zeigt, erreichte die Investitionsquote 1972 mit 37,8 Prozent ihren langfristigen Höchststand, während die Gewinnquote 1975 mit 23,9 Prozent ihren Tiefpunkt verzeichnete: 

Abbildung 1, Quelle: Europäische Kommission, eigene Berechnung

Seit den 1980er Jahren stiegen die Unternehmensgewinne stark an – in zwei Wellen: zunächst ab den frühen 1980ern, dann noch einmal ab den 1990ern. Die Investitionen jedoch zogen nicht mit. Im Gegenteil: Kurz nach die Gewinnquote 2007 einen Rekordwert von 39,8 Prozent erreichte, fiel die Investitionsquote 2010 auf nur noch 25 Prozent – so niedrig wie nie zuvor. „Die Unternehmen konnten sich zwar ein größeres Stück vom Kuchen abschneiden, haben den Geldfluss aber nicht für mehr Investitionen genutzt“, analysiert Barbara Schuster, stellvertretende Chefökonomin am Momentum Institut.

Bedingt durch die schlechte Konjunktur fielen die Bruttobetriebsüberschüsse der Unternehmen im vergangenen Jahr. Sie sind aber im langjährigen Vergleich noch immer höher als in jedem Jahr zwischen 1960 und 1994. „Die Unternehmen haben als Gruppe genug Mittel für Investitionen. Es scheitert derzeit an den Aufträgen und fehlender Nachfrage, nicht an der Finanzierung“, so Schuster. Von einer weiteren Senkung der Steuern und Abgaben für Unternehmen sei kein Investitionsboom zu erwarten. Dafür würde das Loch im Budget umso größer. 

Offizielle Steuerdaten zeigen bessere Gewinnsituation 2024

Ein deutlich besseres Bild der Unternehmensgewinne 2024 zeigen die vorläufigen Körperschaftsteuer-Daten der Statistik Austria und des Finanzministeriums. Nach dem Gewinneinbruch während der Corona-Krise 2020 liegen die steuerlich relevanten Gewinne seit 2022 auf konstant hohem Niveau:

Abbildung 2, Quelle: Statistik Austria, BMF

Dabei ist zu unterscheiden: Die volkswirtschaftlich errechneten Profite (Bruttobetriebsüberschüsse) weichen von den steuerlich relevanten Gewinnen ab. So werden etwa Verlustvorträge, Rückstellungen oder Abschreibungen bei der Steuerbemessung berücksichtigt – ebenso wie die Tatsache, dass nur Unternehmen mit Gewinnen überhaupt die Körperschaftsteuer zahlen.

Die Daten deuten auf eine Spreizung der Gewinnlage unter den Unternehmen hin: „Banken, die Finanzbranche und der Energiesektor schreiben Rekordgewinne, während die Gewinne im Handel oder der Industrie gedämpfter ausfallen. Die Zinsgewinne der Banken wie auch die Profite der Energiekonzerne sind die Verluste vieler Unternehmen der Industrie, im Handel, der Gastronomie oder des Transportgewerbes. Hohe Energierechnungen sowie hohe Kreditzinsen kosten sie viel Geld“, so Schuster.

Ein weiterer Rückgang bei Unternehmensabgaben wird keinen Investitionsboom auslösen – wohl aber ein noch größeres Budgetloch hinterlassen. Stattdessen braucht es gezielte Investitionsanreize und eine Stärkung der Nachfrage.

Dieser Artikel ist zuerst unter der Lizenz Creative Common BY 4.0 International auf der Internetseite des Momentum Instituts erschienen.