Zuwanderung

Je mobiler die Arbeit, desto geringer ihr wirtschaftlicher Nutzen

| 04. September 2024
@midjourney

Die Zu- und Abwanderung von Fachkräften hat für alle Beteiligten schwerwiegende Nachteile. Die zu hohe Arbeitsmobilität vernichtet Wohlstand.

Wenn das Universitätsspital Zürich einen italienischen Stationsarzt einstellt, hat die Schweizer Staatskasse zulasten von Italien über 100.000 Franken Ausbildungskosten gespart. Brain-Gain für die Schweiz, Brain-Drain aus der Sicht Italiens. Doch das Problem geht weit über die Staatskassen hinaus. Wichtiger ist die Frage, ob Italien seine Ärzte nicht viel dringender braucht als die Schweiz. Oder ob die rumänische Pflegekraft, die in Italien einen Senior umsorgt, nicht besser ihre eigenen zwei Eltern pflegen und ihre Kinder hüten würde. Brain-Waste für alle. Doch welche Kräfte sorgen dafür, dass Arbeit weltweit verschoben und unter dem Strich ineffizient eingesetzt wird?

Das Stichwort heißt „globale Wertschöpfungskette“. An der Herstellung aller Industriegüter, Nahrungsmittel, Kleider, Autos, Unterhaltungselektronik etc. ist heute – von der Gewinnung der Rohstoffe, Produktion, Transport und Vertrieb, jeweilen die halbe Welt beteiligt. Doch die Werte, die dabei pro Arbeitsstunde abgeschöpft werden, klaffen weit auseinander: Von etwa einem Euro für die Hersteller von 0n-Schuhen in Vietnam über zwei bis 3 Euro für die usbekischen Lastwagenfahrer bis zu gut 100 Euro für die software- oder Marketing-Spezialisten. Die allerhöchsten Stundenlöhne aber werden in der Finanzindustrie verdient, die das globale Zusammenspiel orchestriert. So haben etwa die fünf Gründer und Topmanager der On-Schuhe beim Börsengang 2001 zusammen 139 Millionen Euro kassiert.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!