Mythos der Unabhängigkeit

Trump vs. Fed: Warum die Wall Street den Machtkampf gelassen hinnimmt

| 31. August 2025
Paul Volcker (IMAGO / ZUMA Press Wire)

Ökonomen warnen vor katastrophalen Folgen, sollte Donald Trump die Kontrolle über die Federal Reserve übernehmen. Doch die Wall Street bleibt unbeeindruckt. Ist die „Unabhängigkeit“ der Fed vielleicht etwas anderes, als wir denken?

In den letzten Monaten strebte Trump nach Kontrolle über die amerikanische Zentralbank. Er kritisierte die Leitung unter Jay Powell, einem ehemaligen Private-Equity-Magnaten, dafür, dass die Zinssätze zu hoch seien und das Wirtschaftswachstum behinderten. Sein Ziel: die Fed dazu bringen, die Kreditkosten zu senken. Höhepunkt seiner Kampagne war der Versuch, Lisa Cook, die noch von Biden ernannte Gouverneurin im Zinsausschuss der Fed, zu entlassen. Eine Bundesrichterin prüft nun die Rechtmäßigkeit dieses Schritts – ein Erfolg würde Trump nicht nur mehr Macht verliehen, sondern möglicherweise auch direkte Kontrolle über das amerikanische Zahlungssystem ermöglichen.

Dieser Konflikt ist Teil eines größeren ideologischen Streits über die Natur der präsidialen Macht. Seit seiner Amtseinführung hat Trump Kommissare „unabhängiger Behörden“ in der gesamten Regierung entlassen – von der Federal Trade Commission bis zum National Labor Relations Board – oft ohne dass es eine vom Kongress genehmigte Rechtsgrundlage gab. Dennoch wurden diese Entlassungen vor Gericht meist bestätigt, basierend auf einer konservativen Verfassungstheorie, die besagt, dass ein gewählter Präsident Exekutivbehörden direkt kontrollieren können sollte.

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