Wachstumszwang

Der Untergang von Keynes‘ Vermächtnis

| 24. September 2024
The Mount Washington Hotel, Bretton Woods / IMAGO / Depositphotos

Der Versuch, ein völlig unrealistisches Wachstumsziel bei Vollbeschäftigung zu erreichen, führte zum Untergang von Keynes‘ Vermächtnis: dem "goldenen Zeitalter" des Kapitalismus.

Sprechen Wirtschaftswissenschaftler und Politiker von Wachstum, meinen sie, dass Investitionen, Beschäftigung und Produktion von Waren und Dienstleistungen zunehmen. Umgekehrt konnotieren Umweltschützer, die die endlose Ausweitung der Wirtschaftstätigkeit in einer Welt mit endlichen Ressourcen für nicht nachhaltig halten, den Begriff „Wachstum“ abwertend. Stattdessen fordern sie "Degrowth", was so viel wie „Wachstumsrücknahme“ heißt.

Die Verwendung und Entfaltung des Begriffs "Wachstum" und dessen Verknüpfung mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist mit einer wichtigen Phase der Entstehung des heutigen internationalen Finanzsystems verbunden. Dem Finanzsystem liegt die Erwartung zugrunde, dass die Wirtschaft kontinuierlich wachsen soll – was durch die Deregulierung der internationalen Finanzmärkte und die Kapitalmobilität ermöglicht werden könne. Dieses "Wachstum" im Kontext des finanzialisierten Kapitalismus hat seit den 1960er-Jahren zu ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ungleichgewichten geführt, die das System an den Rand des Kollapses führen.

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