Warum so ernst, James?
Als Filmheld gehört James Bond zum Grundrepertoire der westlichen Populärkultur. Doch jeder Bond-Darsteller ist auch ein Produkt seiner Zeit. Daniel Craig wurde als gebrochener Geheimagent populär – aber für welchen Zeitgeist steht er?
Nach einer langen, Corona-bedingten Wartezeit startete am 30. September in Deutschland endlich der neue James-Bond-Film, der zugleich der letzte mit Daniel Craig in der Rolle des berühmten Geheimagenten sein wird. Damit geht eine weitere Ära zu Ende, denn die Reihe lebt zweifelsohne von ihrem Hauptdarsteller. Und Daniel Craig war als 007 beim zeitgenössischen Kinopublikum beliebt.
Das Erfolgsrezept war im Grunde simpel: Craig ließ den Spion menscheln. Der Schauspieler mimte den für gewöhnlich überhöht gezeichneten, hyperkompetitiven und hypermaskulinen Charakter als verletzlichen, gebrochenen Helden, dessen Egozentrik nicht mehr so stilvoll und nonchalant wirkte wie bei früheren Darstellern, sondern immer an der Grenze zum Pathologischen changierte. Wo sich der Brosnan-Bond nach furiosen Actionsequenzen höchstens mal die Fliege richten musste, da ächzte, schwitze und quälte sich Craig durch die Szenerie. Ein „realistischer“ Bond war das – mit Ecken und Kanten. Mit physischen wie psychischen Schmerzen. Fast schon ein authentischer Mensch also – so das breite Echo der Zuschauer.
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