Kommentar

Absprung in letzter Sekunde

| 29. Juni 2017
istock.com/AbelBrata

Die SPD macht die Ehe für alle plötzlich zum Markenkern ihrer Politik. Das macht Sinn, obwohl sich kritische Zeitgenossen vielleicht fragen, ob es nicht bessere Objekte für den last minute exit aus einer ungeliebten Beziehung gegeben hätte.

Die SPD will nach eigenen Angaben keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem die Ehe für alle nicht festgeschrieben steht. Kein Problem für die Mutti der Nation. Die hat da volles Verständnis und covert die zukünftige GroKo mit einer von der Gewissensfrage gestützten Abstimmung im Bundestag. Und schon stehen wieder alle Koalitionsoptionen offen. Die legt so schnell keiner rein. Oder hatte sich die SPD in ihrer unbegrenzten Flexibilität das genau so vorgestellt?

Besonders raffiniert geht die SPD im Bereich unter der Gürtellinie aber schon seit längerer Zeit vor. Bei der sogenannten Betriebsrente wird ebenso gender-flexibel die Arbeitnehmerschaft betrogen wie bei der Vorratsdatenspeicherung, den Freihandelsabkommen und dem Zeitarbeitsgesetz. Unterhalb der Gürtellinie kennt sie sich halt aus, die SPD. Ganz nach dem Motto: Schenke uns dein Vertrauen und wir legen dich flach.

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