Geldpolitik

Brauchen wir weitere Zinssenkungen? – 1

| 17. Februar 2020
istock.com/Stadtratte

Kenneth Rogoff ist wieder da. In einem Interview mit dem „Spiegel“ erklärt er, warum die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht für die Niedrigzinsen im Euroraum verantwortlich sein könne.

Der US-Ökonom Kenneth Rogoff hatte zusammen mit seiner Kollegin Carmen Reinhart vor 10 Jahren für weltweites Aufsehen gesorgt, als beide in der Studie Growth in a Time of Debt herausgefunden zu haben glaubten, dass eine Staatsschuldenquote über dem Schwellenwert von 90 Prozent das Wachstum drastisch verringert. Diese 90-Prozent-Schuldenregel wurde von Wissenschaft und Politik als (längst überfälliger) Durchbruch in der Forschung zur Tragfähigkeit staatlicher Schulden gefeiert.

Dummerweise stellte sich dann jedoch heraus, dass die 90-Prozent-Grenze das Ergebnis einer fehlerhaft erstellten Excel-Tabelle war. Verschiedene Länderdaten waren von Rogoff/Reinhart nicht berücksichtigt worden, hinzu kamen eine wenig plausible Art der Gewichtung einzelner Länder und einige andere Fehler. Die Ökonomen Thomas Herndon, Michael Ash und Robert Pollin stellten 2013 fest, dass bei einer Korrektor der Fehler ein ganz anderes Ergebnis herauskam: Während Rogoff und Reinhart ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von -0,1 Prozent oberhalb einer Staatsschuldenquote von 90 Prozent errechnet hatten, waren es tatsächlich 2,2 Prozent – ein großer Unterschied also. Eine „historische Grenze“ bei einem Verschuldungsniveau von 90 Prozent, ab der ein starker, nicht-linearer Rückgang des Wachstums stattfindet, ließ sich nicht nachweisen (vgl. hier).

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