Soziales

Das bedingungslose Grundeinkommen – eine Bestandsaufnahme – 1

| 08. September 2016

Die betagte Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens rückt spätestens seit der Volksabstimmung in der Schweiz zunehmend in die öffentliche Debatte. Die Befürworter prophezeien paradiesische Zustände, die Gegner sehen den Untergang der Arbeitsgesellschaft heraufziehen und die politische Linke ist uneins. Und dann gibt es da noch das Silicon Valley.

Das bedingungslose Grundeinkommen passt in keine Schublade

Es gibt kaum ein sozioökonomisches Konzept, das nach Maßgabe der etablierten Kategorisierungen (neoliberal / sozialistisch (sozialdemokratisch), konservativ / progressiv, systemerhaltend / -umwälzend, usw.) so schwierig verortbar ist wie das bedingungslose Grundeinkommen. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass Wissenschaftler, Politiker, Unternehmer und Journalisten unterschiedlichster Couleur das Konzept befürworten bzw. ablehnen, sondern auch daran, dass innerhalb soziokultureller und politischer Gruppierungen völlige Uneinigkeit über die Erwünschtheit der Einführung einer bedingungslosen Grundsicherung herrscht. Es sprechen ebenso schwerwiegende Argumente für wie gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ich versuche an dieser Stelle eine Bestandsaufnahme in zwei Teilen.

Die Schufterei wäre zu Ende

Nach Meinung von Götz Werner, Unternehmer und prominenter Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens, wurde das ökonomische Wachstum in den Industrieländern seit den achtziger Jahren immer stärker zu beschäftigungsfreiem Wachstum. Die Wirtschaft wuchs kommod, dennoch entstanden keine neuen Arbeitsplätze, da das Wachstum weitgehend auf Effizienzfortschritten gründete. Was trotz weniger Arbeit stets wuchs, war der materielle Wohlstand der Gesellschaft, weil immer mehr Güter mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft produziert werden konnten. Die historische Verbindung von industrieller Erwerbsarbeit und gesellschaftlichem Wohlstand ist nach Götz Werner heute ein Stück weit aufgelöst. Wachsender Wohlstand mit weniger Arbeit, das ist seiner Meinung nach eigentlich der Idealzustand.

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