Theorie

Das bedingungslose Grundeinkommen – Teil I: Tischlein-deck-dich für jedermann?

| 15. Oktober 2013

Was haben Kapitalismus und bedingungsloses Grundeinkommen gemeinsam? Diese Frage klingt verrückt. Denn was sollte gegensätzlicher sein als ein System, in dem einige wenige immer reicher werden auf Kosten einer zunehmenden Zahl prekär Beschäftigter und Arbeitsloser, und eine Gesellschaftsordnung, in der jedem Bürger ohne Auflagen ein Einkommen zusteht, das ihm ein bescheidenes Leben in Würde und mit Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft garantiert? Nun, die Schnittmenge beider Systeme ist in einem Punkt nicht leer, und diesen Punkt möchte ich als "Tischlein-deck-dich-Prinzip" bezeichnen. Wer träumt nicht davon, immer das tun zu können, wozu er gerade Lust hat, ohne sich um die Finanzierung bzw. die Erwirtschaftung der materiellen Basis für sein tägliches Leben kümmern zu müssen?

Zugegeben, beim bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) handelt es sich um eine Finanzbasis, die nach Auskunft ihrer Verfechter nur ein recht bescheidenes tägliches Leben ermöglicht. Ihnen schwebt (je nach Modell) eine Größenordnung von um die 1000 Euro pro Monat und Erwachsenen (Kinder etwa die Hälfte) vor. Beim Kapitalismus geht es da wesentlich opulenter zu, jedenfalls für einige auf der Seite, die das Kapital hält und die Zinsen bzw. Gewinne einstreicht, die auf das Kapital anfallen. Doch in beiden Fällen wird davon ausgegangen, dass man, auch wenn man die Hände in den Schoß legt, satt wird: beim BGE eben alle, wenn auch wie gesagt bescheiden, und beim Kapitalismus einige Kapitaleigentümer, wobei "satt werden" dort eine glatte Untertreibung ist.

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