The big read

Das deutsche Problem

| 01. Oktober 2019
istock.com/Stadtratte

Die Welt hat ein Problem mit Deutschland. In Deutschland will man das aber partout nicht wahrhaben. Deutschland ist zu einem Paradebeispiel für kollektive kognitive Dissonanz geworden.

Die Deutschen, das darf man so pauschal sagen, wären gerne gute Europäer. Das Problem ist, sie wären gerne die besten Europäer. Beides geht aber nicht zusammen: Man kann nicht ein guter Europäer und der beste Europäer zugleich sein. Ähnlich ist es auf der globalen Ebene. Die Deutschen wären gerne gleichberechtigte Weltbürger, offen, tolerant und sprachgewandt. Noch lieber wären sie jedoch das globale Vorbild: Klimaretter, Windfänger, Sonnenanbeter, Stabilitätsanker und die mächtigste Handelsnation der Welt zugleich. Auch die deutsch-deutsche Währungsunion war in dieser Diktion ein voller Erfolg. Wer das in Ostdeutschland anders sieht, hat nicht verstanden, was die Westdeutschen geleistet haben, um ihn zu befreien.

Obwohl es offensichtlich ist, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderfallen, redet man sich in Deutschland ein, das müsse so sein, weil es sonst einfach nirgendwo vorangehe. Die Europäer müssen einsehen, dass wir es nur gut mit ihnen meinen. Die Welt muss einsehen, dass wir die überlegenen Ingenieure sind. Und die Ossis müssen einsehen, dass unsere Marktwirtschaft das überlegene System ist. Man sollte den Tag der deutschen Einheit nutzen, über die (west-)deutschen Denkweisen einmal gründlich nachzudenken.

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