Kommentar

Das Europa, das wir wollten

| 07. Juli 2016

Fast alle wollen Europa. Die meisten wissen allerdings nicht, was das genau sein soll, dieses Europa. Europa darf nicht nur ein emotionales, es muss auch ein intellektuelles Projekt sein. Daran fehlt es, weil die Europäische Kommission unter dem Druck der nationalen Regierungen versagt.

Nach dem Brexit fällt es vielen in Großbritannien offenbar wie Schuppen von den Augen, dass sie eigentlich Europa wollten. Der Rest Europas sinniert in gespielter Verzweiflung darüber, wie man Europa retten kann. Aufrechte Intellektuelle laufen zu großer Form auf und verkünden – jetzt erst recht – das kommende europäische Zeitalter, weil es zu Europa keine Alternative gebe. Klar, welcher vernünftige Mensch wollte „Europa“ nicht. Wer wollte nicht Völkerverständigung, wer wollte nicht, dass die Menschen sich grenzenlos begegnen und kennenlernen können. Außer ein paar unverbesserlichen Hinterwäldlern wollen das alle.

Das Wollen aber ist das eine, das Können ist das andere. Weil der Wille zu Europa so wohlfeil ist, klingt der anschwellende Bocksgesang vom Europa, das wir jetzt unbedingt neu bauen müssten, so schrecklich hohl. Warum sollten diejenigen, die es zu verantworten haben, dass aus überzeugten Europäern immer mehr Anti-Europäer werden, nun ausgerechnet auch diejenigen sein, denen es gelingt, den alten europäischen Karren aus den Dreck zu ziehen?

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