Theorie

Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland zahlt hohe Stundenlöhne – zu hohe?

| 28. November 2013

Der Dauerbrenner bei Lohnverhandlungen in der deutschen Industrie ist der Vergleich der hiesigen Stundenlöhne mit denen im Verarbeitenden Gewerbe anderer Industriestaaten, namentlich der europäischen Konkurrenten. Und so fadenscheinig dieses Argument auch ist, es wird immer wieder eingesetzt, um Druck auf die deutschen Lohnzuwächse auszuüben. Und so findet dieser Unfug natürlich Platz in der Liste der Verteidigungsargumente für deutsche Leistungsbilanzüberschüsse des BMWi: "Im Übrigen sind laut Daten des Instituts der Deutschen Wirtschaft im verarbeitenden Gewerbe die Arbeitskosten pro Stunde im Euroraum lediglich in Belgien (41,91 Euro) höher als in Deutschland (36,98 Euro). Der Vorwurf, Deutschland betreibe Lohndumping und verbessere damit seine Exportchancen, geht also ins Leere." So denken zumindest die Experten des BMWi und übersehen dabei, dass man sich durch die Verwendung falscher Argumente selbst blamieren und als nicht mehr ernst zu nehmender Gesprächspartner in die Ecke manövrieren kann.

Warum es grundlegend falsch ist, nur mit den Lohnstückkosten oder gar nur mit den Stundenlöhnen im Verarbeitenden Gewerbe statt den gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten zu argumentieren, wenn es darum geht zu diskutieren, ob Deutschland auf den internationalen Märkten "zu billig" anbietet oder nicht, habe ich schon oft erläutert, zuletzt hier. Mit der Betrachtung der Lohnstückkosten im Verarbeitenden Gewerbe klammert man die gesamtwirtschaftliche Produktivität aus, mit der Betrachtung der Stundenlöhne im Verarbeitenden Gewerbe geht man noch einen Schritt weiter in die falsche Richtung, indem man sogar die Produktivität im Verarbeitenden Gewerbe außer Acht lässt.

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