Dauerbrenner Kalte Progression
Spätestens seit dem CDU-Parteitag hat das Thema „Kalte Progression“ mal wieder Hochkonjunktur in den deutschen Medien. Und deshalb taucht es auch bei uns auf flassbeck-economcis auf. Dabei sind wir uns mit unseren Lesern vermutlich einig, dass dieses Thema in Zeiten historisch niedriger Inflationsraten keinesfalls den Rang verdient hat, den es jetzt einnimmt. Aber die Politik treibt diese Sau unverdrossen durch's Dorf, und in den Medien stellt sich dem kaum jemand entgegen (es gibt ein erfreuliches Gegenbeispiel bei Spiegel online). Schlimmer noch, es finden sich in den Leitmedien Beispiele für irreführende bis falsche Informationen zu diesem Thema. So „erklärt“ Stephan Detjen im Deutschlandfunk, worum es bei der kalten Progression seiner Ansicht nach geht: „Heute erklärt der Inhaber eines Handwerksbetriebes seinem Meister, dass er ihm zwei Prozent aufs Gehalt aufschlägt. Morgen verkündet das Finanzamt, dass der fleißige Mann dadurch in eine höhere Tarifstufe bei der Berechnung der Einkommensteuer fällt. Obwohl er nominal mehr verdient als zuvor, hat er am Ende doch weniger Geld in der Tasche.“
Nun ja, wenn es nicht einmal die Wirtschaftsredakteure beim Deutschlandfunk besser wissen bzw. weniger missverständlich darstellen, wie soll dann Otto Normalverbraucher ahnen, dass hier absolut drittrangige Dinge aufgebauscht werden? Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass das Methode haben könnte, also möglicherweise bewusst so ein Zirkus in einigen Medien veranstaltet wird und sich andere dem dann mehr oder weniger unüberlegt anschließen. Denn worüber lang und breit berichtet wird, das nimmt anderen, brisanteren Meldungen und Diskussionen Zeit und Raum.
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