Deflation verhindern – aber wie?
Das Thema Deflation nimmt, wie neulich bereits konstatiert, in der öffentlichen Diskussion mittlerweile breiten Raum ein: Der Spiegel zum Beispiel widmet ihm in zwei aufeinanderfolgenden Heften (am 14.4. auf Seite 76 bis 80 und am 19.4. auf Seite 60 bis 63) Beiträge, auf Spiegel online hat sich Wolfgang Münchau des Themas am Mittwoch dieser Woche angenommen und im Economist wird in einem Artikel am 19.4. darauf eingegangen, um nur ein paar Medien zu nennen. Die Autoren sind sich allerdings nicht recht einig, warum oder ab welchem Ausmaß Deflation – manche sprechen von zu niedriger Inflation – gefährlich sein könnte, ob sie Europa insgesamt drohe, gar schon eingetreten sei oder nur in einigen Regionen als unvermeidbare Begleiterscheinung eines gewollten Anpassungsprozesses (so etwa der frühere Zentralbanker Jürgen Stark in einem Beitrag für die Financial Times am 13.4.) vorübergehend auftrete und bald wieder dank anziehender Konjunktur verschwinden werde. Wie Deflation zu verhindern wäre, darüber rätseln und streiten nicht nur diese Autoren, sondern mit ihnen die meisten Fachleute, offenbar auch die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) selbst, wie der Formulierung „a very rich and ample discussion“ zu entnehmen ist, mit der Mario Draghi in der Pressekonferenz vom 3. April die Sitzung des EZB-Rates umschrieb.
Die Leser von flassbeck-economics kennen zur Genüge meine Position, dass ohne eine klare Veränderung der Lohnpolitik kein Ende der deflationären Risiken in Europa zu erreichen sein wird. Diese Position hat nach wie vor keine nennenswerte Lobby – das Wort Lohnentwicklung kommt den Zentralbankern im Zusammenhang mit Deflation nicht über die Lippen. Und Wolfgang Münchau versteigt sich sogar dahingehend, dem deutschen Mindestlohn nur eine das Deflationsrisiko kurzfristig verschleiernde (einjährige) Wirkung zuzusprechen – ganz so, als ob der Mindestlohn niemals Auswirkungen auf das gesamte Lohnniveau oder gar das Lohngefüge haben könne oder man jemals über eine Anhebung, gar eine Dynamisierung des Mindestlohns reden werde, geschweige denn müsse.
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