Der alte Sozialist und der junge Aufschneider
Die Wahlen in Großbritannien und in Frankreich haben, so die meisten Beobachter, ganz unterschiedliche Ergebnisse erbracht. Doch eine solche Auslegung verkennt die Dynamik der Verzweiflung, die hinter beidem steckt.
Zwei Wahltage, zwei irre Ergebnisse. Im Vereinigten Königreich haben die Wähler den herrschenden Konservativen mit ihrer extrem schwachen Führungsfigur eine Abfuhr erteilt, die es in sich hat. Dafür ist, wie Phoenix aus der Asche, Labour unter der Führung von Jeremy Corbyn aufgestiegen. Corbyn hat all jene Lügen gestraft, für die das Programm des alten Mannes aus der sozialistischen Mottenkiste zu kommen schien.
In der Nationalratswahl in Frankreich hat es eine aktive Gruppe von Wählern – die nur etwa fünfzehn Prozent der gesamten Wahlberechtigten ausmachen – geschafft, die neue Bewegung des neuen Präsidenten zu einem fulminanten Sieg zu führen, weil das alte Parteien-System keinen Widerstand mehr geleistet hat. Deren Wähler sind gestern mehrheitlich schlicht zu Hause geblieben. Die Parti Socialiste, die in der letzten Legislaturperiode eine Mehrheit in der Nationalversammlung hatte und den Präsidenten stellte, ist mit weniger als zehn Prozent zu einer Randnotiz geschrumpft.
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