Eurozone

Der einsame deutsche Rufer in der europäischen Wüste

| 27. November 2016

Die Folgen nationaler Entscheidungen müssen auch national getragen werden, sagt der Präsident der Deutschen Bundesbank, weil in Europa die Wirtschaftspolitik noch immer in nationaler Verantwortung liegt. Wie das mit nationalen Entscheidungen ist, die internationale Konsequenzen haben, sagt er nicht.

Wenn man, so wie ich, die ganze vergangene Woche damit verbracht hat, auf den verschiedensten Veranstaltungen (die leider alle nicht öffentlich waren) für ein wenig mehr Verständnis für einfachste makroökonomische Zusammenhänge zu werben, erlebt man  viele Menschen, die bereit sind, das, was sie bisher fest geglaubt haben, in Frage zu stellen. Erstaunlicherweise war das auch auf zwei Veranstaltungen so, wo fast ausschließlich Unternehmer im Publikum saßen. Auf dem Rückflug fallen einem dann Zeitungen wie das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung in die Hand und man weiß schlagartig, dass in Deutschland Nachdenken unerwünschter ist denn je.

Die Süddeutsche reiht sich schon auf der Titelseite ein in den Chor derer, die es euphorisch begrüßen, dass Martin Schulz von nun an die SPD „belebt“. Der aufrechte Europäer Schulz habe bewiesen, so Nico Fried dort im Kommentar, dass man „von Europa begeistert sein und mitreißend darüber reden“ könne. Das ist deutscher Journalismus der Spitzenklasse. Schulz war an allen Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte beteiligt, begleitet an vorderster Front den Niedergang Europas und kann dennoch begeistert darüber reden. Das spricht exakt für den scharfen analytischen Verstand, den die SPD jetzt braucht, um zu begreifen, was sie mit ihrer Agendapolitik in Europa angerichtet hat. Es ist genau umgekehrt: Schulz wird den ins Bundespräsidialamt wechselnden Frank-Walter Steinmeier nahtlos ersetzen, weil er genauso belanglos über Europa reden und genauso skrupellos jede deutsche und sozialdemokratische Schuld an der europäischen Misere leugnen kann.

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