EU

Der Fall Zypern oder die Folgen der kollektiven Ignoranz

| 01. April 2013
istockphoto.com/NiseriN

In Deutschland ist es schnell ruhig um Zypern geworden. Wie könnte man auch in Ruhe Ostern feiern, wenn man nur einen Moment darüber nachdenkt, was Europa dort angerichtet hat. Wieder hat man unter Anwendung wirtschaftlicher Gewalt eine kleine Nation gezwungen, sich in kürzester Zeit und ohne Rücksicht auf menschliches Leid und politische Souveränität an ein Diktat der Troika anzupassen und die Wünsche und Träume einer ganzen Generation über Nacht über Bord zu werfen. Neu sind allerdings die Geschwindigkeit und die Radikalität, mit der das geschehen ist. Insofern ist Zypern der bisherige Höhepunkt einer Kampagne, an deren Ende bisher immer nur Opfer standen, nie auch nur ein Gewinner.

Ich konnte mich dem Gedanken an Zypern allerdings nicht entziehen, denn ich bin auf Einladung zyprischer Politiker in den beiden Tagen vor Ostern dorthin gefahren, um etwas über die Lage der Menschen unter den politischen und ökonomischen Trümmern zu erfahren. Ich habe mit praktisch allen großen Parteien gesprochen und mit einigen weiteren Persönlichkeiten des öffentlichen und politischen Lebens. Und die Erschütterung dort ist erschütternd. Jeder, der halbwegs durchschaut, was passiert ist, weiß, dass man dem Land seine Existenzgrundlage über Nacht geraubt hat, ohne etwas anderes an dessen Stelle zu setzen. Jeder weiß, dass Massenarbeitslosigkeit, Auswanderung und ein jahrelanger Zerfall die Folge sein werden. Wenn man dieses Vorgehen den vergleichsweise ausgefeilten Aktionen von Übergangsfristen, Abfindungsgeldern, sozial verträglichen Entlassungsplänen, Auffanggesellschaften und öffentlicher Regionalförderung gegenüberstellt, die hierzulande unternommen werden, wenn nur ein einziger großer Arbeitgeber die Segel streicht, wird offensichtlich, was den Zyprern zugemutet wird.

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