Finanzsystem

Der Geldkreislauf und der Zins

| 15. September 2016

In einem modernen Geldsystem wird ständig Geld in Form von Einlagen bei Banken geschaffen und zerstört. Letzteres passiert unter anderem durch Zinszahlungen an Banken. Das hat bei einigen Lesern zu Fragen bezüglich des Geldsystems geführt. Dieser Artikel zeigt auf, warum das Geldsystem in der Praxis funktioniert und wie es theoretisch erklärbar ist.

Eine moderne Volkswirtschaft wäre ohne Geld undenkbar. Schon Marx hatte festgestellt, dass man Güter nicht mit anderen Gütern bezahlt, sondern mit Geld. Während die herrschende Neoklassik an den Universitäten noch vom Tauschhandel ausgeht, wenden sich moderne Ökonomen von dieser Vorstellung ab: Tauschhandel verdeckt den Blick auf das Bankensystem, welches eine wichtige Rolle im Kapitalismus spielt. Das zu erkennen, ist nicht an sich marxistisch oder irgendwie „links“ oder „progressiv“, sondern einfach nur „wissenschaftlich“. Geld „ist“ (ein Fakt) und ist auch wichtig für die Ökonomie, also müssen wir uns darüber ein paar Gedanken machen.

Drei mal Geldschöpfung

Einlagen in den Banken im Besitz der einheimischen Akteure werden im Wesentlichen auf drei Arten erzeugt: Durch Kreditvergabe der Banken an Haushalte und Unternehmen, Staatsausgaben und Exporte. Diese Aktionen führen jeweils dazu, dass zusätzliche Einlagen entstehen. Dem gegenüber steht die Vernichtung von Bankeinlagen durch Kredittilgung bzw. Zinszahlungen des privaten Sektors, durch Steuern und durch Importe. Bankeinlagen zirkulieren in der Wirtschaft, da wir Waren und Dienstleistungen mit „Geld“ bezahlen. Meist handelt es sich dabei um Giralgeld, ab und zu aber auch um Bargeld. Kreditkartenzahlungen sind letztlich auch Giralgeld. Wer Geld ausgibt, sorgt für Einkommen anderswo, so dass die Wirtschaft angeregt wird, wenn zusätzliche Einlagen verausgabt werden. Irgendwann entsteht auch Inflation, aber nur dann, wenn die Produktionskapazitäten ausgereizt sind und es zu Lohnsteigerungen und generellen Preiserhöhungen kommt.

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