Kommentar

Der Kapitalmarkt als Richter und Henker?

| 21. November 2018
istock.com/znm

Wer und was schützt kleine Länder vor den Kapitalmärkten? Muss es ein großer Bruder sein oder kann man auch eigenständig agieren? Warum hilft die Mitgliedschaft in der EWU nicht?

Lese ich die üblichen deutschen Stellungnahmen zum italienischen Problem und betrachte insbesondere die Rolle der Kapitalmärkte darin, tauchen vor meinem geistigen Auge alte und eigentlich längst geklärte Fragen auf. Zumal, wenn ich, was ich in der vergangenen Woche getan habe, durch ein Land reise, das sich mehr als jedes andere vor den Kapitalmärkten dieser Welt gefürchtet hat und daher nie etwas anderes im Sinn hatte, als diesen Kapitalmärkten aus dem Wege zu gehen. Österreich hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg niemals dem Risiko ausgesetzt, von den Kapitalmärkten beurteilt und abgeurteilt zu werden.

Unmittelbar nach Ende des Bretton Woods Währungssystems band das Land seinen Schilling fest an die D-Mark und änderte den Kurs von 7 Schilling für eine D-Mark nie mehr bis zum Eintritt in die EWU. Auf diese Weise – fest verankert in Deutschland - verschwand das Land tatsächlich vollständig vom Radarschirm der Kapitalmärkte, weil man an den Märkten daran glaubte, dass es Österreich gelingen würde, die wirtschaftlichen Grundlagen für die Wechselkursbindung, also die relative Stabilität der Inflationsrate (was, wie wir wissen, gleichbedeutend mit der Stabilität der Lohnstückkostenentwicklung ist) jederzeit aufrechtzuerhalten.

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