Aufgelesen

Der Liberalismus auf der Anklagebank

| 05. Oktober 2016

Jean-Claude Michéas Buch mit dem Titel „Das Reich des kleineren Übels“ hat in Frankreich nach seinem Erscheinen im Jahre 2007 unter der zeitgenössischen Linken einen kleinen Skandal ausgelöst. Hatte er doch gewagt zu behaupten, dass der politische und wirtschaftliche Liberalismus eine untrennbare Einheit bilden und daher die sogenannte kulturelle Linke zum Widerstand gegen den „entseelten Kapitalismus“ nicht fähig ist. Ein scharfsinniger und provozierender Denkanstoß, der es verdient, auch von der deutschen Linken produktiv aufgenommen zu werden.

Die Alte Oper in Frankfurt wurde 1877 fertiggestellt und 1944 durch einen Luftangriff zu einer Ruine gemacht. Die Stadtoberen in Frankfurt wollten mit Abrissbirnen und Bulldozern das Werk der Bomben vollenden, um einem modernen Verwaltungsbau Platz zu schaffen. Wahrlich weitsichtige Politiker waren die Frankfurter Ratsherren, da sie erkannten, dass ein im Stil der Neorenaissance entworfenes Gebäude in der modernen Welt ein Anachronismus ist, der - wie es der einstige Widerstandskämpfer und spätere SPD-Oberbürgermeister Rudi Arndt 1965 formulierte - verdient, auch mit „ein wenig Dynamit“ dahin befördert zu werden, wohin er gehört: in die Vergangenheit. (siehe dazu den Wiki-Beitrag hier)

Ein Gebäude, das die Werte des Humanismus symbolisiert, passt tatsächlich nicht in unser aufgeklärtes und entzaubertes Zeitalter. Wie die Inschrift im Dachfries der Alten Oper belegt, glaubten Menschen im Zeitalter der Renaissance noch an die die Existenz des Schönen, Guten und Wahren. Sie waren wohl sogar der Meinung, dass es Aufgabe der Kultur sei, Menschen dabei zu helfen, diese Werte zu erkennen und sogar ihre Handlungen an ihnen auszurichten.

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