Arbeit

Der Mindestlohn – Lackmustest für die Gewerkschaften

| 03. Dezember 2013

In meiner Serie zum Streit über die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse bin ich im vorigen Beitrag darauf eingegangen, dass die Klagen der deutschen Industrie über im internationalen Vergleich "zu hohe" Löhne im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands unberechtigt sind und keinesfalls als Argument taugen, das deutsche Lohndumping als Ursache für die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse zu widerlegen. In diesem Zusammenhang hatte ich versprochen, die Rolle der IG Metall noch einmal näher zu beleuchten.

Die IG Metall ist als Gewerkschaft, die vor allem in Unternehmen präsent ist, die auch oder sogar hauptsächlich für den Export produzieren und aus dem Auslandsgeschäft wesentliche Wachstumsimpulse erhalten, besonders von dem Thema Exportorientierung der deutschen Wirtschaft betroffen. Insofern ist es zwar verständlich, aber nicht klug, dass manche Gewerkschaftsvertreter in dasselbe Horn stoßen, das die Arbeitgeber der Exportbranchen blasen: Die hohe deutsche Wettbewerbsfähigkeit habe nichts mit Lohndumping in Deutschland zu tun. Während die Arbeitgeber ganz platt die hohen deutschen Stundenlöhne in der Industrie als "Beweis" für ihre These anführen, argumentiert die IG Metall etwas differenzierter: Sie zieht die Produktivität als Grundlage für berechtigte Lohnforderungen mit heran und beruft sich darauf, dass sie mit ihren Branchenabschlüssen den verteilungsneutralen Spielraum ausgeschöpft habe (vgl. Abbildung 1), insofern also von ihrer Seite bzw. Branche kein Lohndumping vorliege. Und für die Lohnabschlüsse in anderen Branchen sei sie nicht zuständig.

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