Weltwirtschaft

Der starke Dollar wiegt schwer

| 23. Juni 2016

Nach vielen Jahren des ultra-leichten Geldes scheinen viele darauf zu setzen, dass die Zinswende der Federal Reserve und die damit verbundene Dollaraufwertung den weltwirtschaftlichen Karren aus den Dreck ziehen werden. Diese Hoffnungen werden so leicht wohl nicht in Erfüllung gehen.

Der US-Dollar ist und bleibt die wichtigste Währung der Welt. Im Bretton-Woods-System der frühen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg war er die sogenannte Ankerwährung. Die anderen Länder intervenierten am Devisenmarkt, um ihre zum US-Dollar vereinbarten Währungsparitäten zu gewährleisten. Das System fester Wechselkurse brach zwar Anfang der siebziger Jahre zusammen, aber die Vorherrschaft des US-Dollar als „Leitwährung“ der Welt ist auch bei überwiegend flexiblen Wechselkursen bis heute ungebrochen geblieben. Als Weltreservewährung macht er rund zwei Drittel der internationalen Währungsreserven aus. US-Staatsanleihen oder ein Konto bei der Federal Reserve sind schließlich wertstabiler als Gold und reichlicher vorhanden als etwaige (vermeintliche) Alternativen. Nur ein großes Land mit tiefen Finanzmärkten kann die Nachfrage der Welt nach diesem Sicherheitsservice befriedigen. Die Dominanz des Dollar bei privaten Finanztransaktionen, ob als Anlage- oder Finanzierungswährung, ist daher ähnlich groß. Und auch im internationalen Handel ist der Dollar weiterhin die Nummer eins.

Diese Bedeutung  des US-Dollar macht die Federal Reserve zur mächtigsten  Zentralbank der Welt – und begründet gleichzeitig das Konfliktpotential zwischen ihrer nationalen und globalen Bedeutung. Wie andere Zentralbanken auch, hat die Federal Reserve einen nationalen Auftrag und orientiert sich bei der Bestimmung ihrer Geldpolitik an der Wirtschaftslage in den USA: sie soll dort für Vollbeschäftigung und Preisstabilität sowie niedrige langfristige Zinsen sorgen. Weil aber der Dollar so wichtig ist, streut die Wirkung ihrer Geldpolitik immer auch in alle Welt. Niemand ist vor ihr sicher. Man muss mit ihr irgendwie leben, ob recht oder schlecht. Mal funktioniert das besser, mal schlechter. Weil die Weltwirtschaft kränkelt und schwächelt, scheint heute für viele Länder eher letzteres der Fall zu sein. Das zeigt sich unter anderem in volatilen Finanzströmen und stagnierenden Handelsströmen – und im starken Dollar. Damit macht die fragile Weltwirtschaft den US-Dollar heute auch für Amerika mehr zur Last als zum Privileg. Gibt es etwa immer noch nicht genug leichtes Geld?

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