Kommentar

Der Währungsfonds und die deutsche Ignoranz

| 09. Oktober 2016

Die Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds stand im Zeichen der Kritik an Deutschlands Sparwahn. Das will man aber in Deutschland nicht wahrhaben. Die Menschen trauen den Medien nicht mehr, weil die das regierungsamtliche Spiel des Unschuldslammes mitspielen.

Der SPIEGEL (Nr. 40, Seite 76) wusste es schon, bevor die Meetings in Washington überhaupt begonnen hatten: Deutschland werde wegen seines Doppelüberschusses (öffentliche Haushalte und Leistungsbilanz) im Fokus der Kritik stehen, sei aber argumentativ gut gewappnet. Insbesondere könne Deutschland darauf verweisen, dass selbst John Maynard Keynes gefordert hatte, der Staat solle in guten Zeiten Überschüsse bilden und Schulden abbauen. Sogar dass Schäuble das mit einem Anflug von Süffisanz sagen werde, erfährt man von dem gut informierten und wohl instruierten Hauptstadtschreiberling schon im Vorfeld der Tagung.

Diese Art des vorauseilenden Gehorsams nennt man bei der Kriegsberichterstattung eingebetteten Journalismus. Der „Journalist“ schreibt, auch schon bevor überhaupt etwas passiert ist, was seine „Auftraggeber“ hören wollen und bekommt als Belohnung ein paar Insiderinformationen. Aber auch bei den übrigen „Qualitätsmedien“ ist es nicht viel besser. Zwar erfährt man, dass es Konflikte gab, aber das Handelsblatt macht daraus eine „Beziehungskrise“ zwischen IWF und Deutschland und laut Focus lässt Schäuble Christine Lagarde, die Exekutivdirektorin des IWF, „auflaufen“. In der FAZ darf Otmar Issing Deutschlands Politik gegen den IWF verteidigen, wobei der langjährige Chefvolkswirt von Deutscher Bundesbank und EZB jedoch in erster Linie zeigt, dass er die relevanten Zusammenhänge auch nach vielen Jahrzehnten der Beschäftigung damit noch nicht verstanden hat oder partout nicht verstehen will.

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