Kommentar

Deutscher Leistungsbilanzüberschuss: Viel größer als offiziell ausgewiesen?

| 25. Januar 2018
Bild: istock.com/Lukassek

Statistische Ergebnisse sind bei weitem nicht so sicher, wie sie scheinen. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss könnte 2017 nach Zahlen, die von der Deutschen Bundesbank kommen, in realer Rechnung weit höher gewesen sein als vom Statistischen Bundesamt ausgewiesen – mit fatalen Konsequenzen für die Beurteilung der Rolle der Binnennachfrage beim Wachstum der deutschen Wirtschaft. Makroskop informiert exklusiv.

Das Statistische Bundesamt hat vor einigen Tagen die ersten Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) für das Jahr 2017 veröffentlicht. Das Amt betonte bei der Vorstellung der Ergebnisse, dass der Aufschwung der deutschen Wirtschaft (preisbereinigt +2,2%) nicht, wie viele Kritiker behaupten, in erster Linie vom Export getragen werde, sondern dass im vergangenen Jahr der Binnenmarkt, also Konsum und Investitionen, die wichtigsten Impulsgeber gewesen seien.  Zwar seien die preisbereinigten Exporte von Waren und Dienstleistungen um 4,7 % höher gewesen als im Vorjahr. Die Importe hätten jedoch im gleichen Zeitraum stärker zugelegt (+ 5,2 %). "Der resultierende Außenbeitrag, also die Differenz zwischen Exporten und Importen, trug rein rechnerisch +0,2 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum bei." Das ist im Vergleich zum Gesamtwachstum nur ein kleiner Teil.

Wirft man parallel zu diesen Angaben einen Blick in die Statistik der Deutschen Bundesbank, kommen allerdings Zweifel auf. Die Bundesbank veröffentlicht nämlich ebenfalls Daten zum Außenhandel. Der preisbereinigte Saldo im außenwirtschaftlichen Warenhandel (also das um Preisänderungen bereinigte Volumen der Warenexporte minus das Volumen der Warenimporte) wird für die ersten drei Quartale des Jahres 2017 wesentlich höher angegeben als in den ersten drei Quartalen des Jahres 2016, nämlich jeweils um rund 21 Mrd. € höher (vgl. hier Seite 70). Auch die Monatswerte für Oktober und November in nominaler wie, soweit vorhanden, in realer Rechnung deuten darauf hin, dass der preisbereinigte Saldo auch im vierten Quartal 2017 den entsprechenden Wert vom Vorjahr in einer ähnlichen Größenordnung übertroffen haben dürfte. Wie passt das zu dem eher kleinen Wachstumsbeitrag, den das Statistische Bundesamt für den Außenbeitrag angibt?

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!