Weltwirtschaft

Deutschland wird von schlechten Gütern aus der ganzen Welt überschwemmt...

| 11. Juli 2013

Gestern Abend nahm ich an einer einstündigen Radiodiskussion mit Hörerbeteiligung bei NDR-info ("Redezeit" von 21.00 bis 22.00 Uhr) teil, wo es um das neue große Thema des Freihandelsabkommens Europa-USA ging. Zwei Dinge sind bei den Fragen der Hörer bemerkenswert: Erstens sind offenbar in Europa fast alle Menschen fest davon überzeugt, dass der Verzehr einer größeren Menge amerikanischer Lebensmittel zu baldigen Massenerkrankungen der Bevölkerung führe, da in den USA extrem lasche Standards für Produktqualität gelten. Auf die einfache Idee, dass die Amerikaner das genau umgekehrt sehen könnten, kommt so schnell niemand. Bei uns liegen zum Beispiel viele Lebensmittel vollkommen unverpackt in den Supermärkten herum, was in den USA als hygienisch sehr bedenklich angesehen würde. Auch essen die Franzosen „gut gereiften“ Käse, den man Amerika sofort als gesundheitsgefährdend einstufen würde. Die Attitude "Wir sind einfach in allem Spitze und die Amerikaner müssen sich anpassen" ist, das kann man leicht erkennen, dem Freihandel nicht besonders zuträglich. Käme es doch zu einem Abkommen, würde sich manch einer wundern, was alles essbar ist – auf beiden Seiten des Atlantik!

Noch toller ist, dass in Deutschland offenbar viele Menschen fest davon überzeugt sind, ihr Land würde von Waren aus dem Rest der Welt total „überschwemmt“, wobei man dabei nie ohne China als Hauptmissetäter auskommt. Dass Deutschland aber einer der größten Überschwemmer auf der ganzen Welt ist und das in anderen Ländern auch so empfunden wird, ist für den Bürger vollkommen unverständlich. Darauf reagiert er höchstens nach dem Motto „sollen die doch froh sein, dass sie unsere guten Produkte haben, die hätten die doch selbst nie zustande gebracht.“

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