Konjunktur

Die deutsche Wirtschaft boomt – oder doch etwa nicht?

| 13. Mai 2015

Am 22. April konnte man noch (hier) im Handelsblatt lesen, dass die deutsche Wirtschaft vor Kraft kaum laufen kann und nun das. Heute meldet das Statistische Bundesamt eine mickrige Zuwachsrate des BIP für das erste Quartal (0,3 Prozent) und alles ist plötzlich ganz anders. Die gleiche Zeitung bestätigt heute (hier) der deutschen Wirtschaft angesichts dieser Zahl, dass sie vor sich hin tuckert. Das Handelsblatt findet schon keine geeigneten Worte mehr, um ihr eigenes Debakel zu beschreiben. „Deutschland erlebt nur einen soliden Aufschwung“ schreibt es jetzt und meint damit vermutlich, das mit dem Boom sei wohl ein grandioser Irrtum gewesen. Hätten sie mal genauer und weniger voreingenommen auf die Zahlen geschaut, wäre ihnen das erspart geblieben (unsere Super-Kurzanalyse vom vergangenen Freitag findet sich hier).

Noch toller aber ist die Begründung: „Denn Deutschland hat Rücken- und Gegenwind gleichzeitig. Zwar befindet man sich in einem soliden Aufschwung, bei dem der private Konsum gerade den Exportsektor als größten Wachstumstreiber abgelöst hat. Die schwachen Lohnrunden der letzten Jahre hatten die deutsche Wirtschaft preislich wettbewerbsfähig gemacht – jetzt gibt es die Belohnung dafür.“ Das ist Blödsinn in Tüten, denn wenn es jetzt starke Lohnrunden zum Ausgleich der vorherigen schwachen gäbe, dann hätten wir etwas davon gemerkt. Im Klartext heißt das: Trotz andauernder Lohnzurückhaltung reichen die Exportimpulse nicht aus, um die deutsche Wirtschaft wirklich zu beleben und der reale Lohnzuwachs war reiner Zufall, nämlich allein dem vorübergehend schwachen Ölpreis und der europäischen Deflation geschuldet. Auf den Effekt des Ölpreises kann man sich aber, wie wir hier gezeigt haben, nicht verlassen und die europäische Deflation mit ihren fatalen Folgen muss man nicht mehr beschreiben.

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