Die Entwicklungsländer und das Virus
Die globale Pandemie lässt fast niemanden aus. Es ist höchste Zeit, den Entwicklungsländern schnell und rigoros Hilfe zu leisten. Das ist möglich, wenn die Industrieländer auch hier ihre ökonomischen Dogmen schleunigst über Bord werfen.
Die Corona-Krise wird zu einem ganz besonderen Test für die herkömmlichen ökonomischen Doktrinen. Das gilt für Europa mit seiner (deutschen) Doktrin, dass die Zentralbank auf keinen Fall staatliche Budgetdefizite finanzieren darf. Wenn man sieht, wie die deutschen Politiker und die ihnen nahestehenden Ökonomen wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen, hat man einen Eindruck von der dogmatischen Hitze des Themas, das sie verstummen lässt, sobald die Sprache darauf kommen müsste.
Noch viel gravierender in ihren Folgen sind dogmatische Tabus für die Entwicklungsländer. Für die meisten von ihnen ist die Bekämpfung der Krise wesentlich schwieriger, da das Ausmaß der benötigten Hilfe größer und die aus eigener Kraft verfügbaren Mittel geringer sind als in den Industrieländern: Es gibt keine vergleichbar funktionierenden staatlichen Institutionen, die einen Shutdown abfedern können. Zudem steht den meisten Menschen auf der Erde eine wesentlich schlechtere Gesundheitsversorgung zur Verfügung, während sie oft viel dichter zusammenleben – beides Faktoren, die die Ausbreitung des Virus und seine oft tödlichen Folgen begünstigen. Gleichzeitig sind die politischen und monetären Systeme bei weitem nicht so gefestigt wie in den Industrieländern. Angesichts des Potenzials an Leid und Schäden, die bei einer nicht angemessenen Reaktion der Wirtschaftspolitik in diesen Ländern drohen, ist es unausweichlich, dass die Industrieländer im eigenen Interesse diesen Ländern schnell und in großem Maßstab helfen.
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