Die FAZ entdeckt die Finanzialisierung
Der Wirtschaftsteil der FAZ ist ein Hort der Orthodoxie. Manchmal allerdings überrascht er dann doch, so wie in diesen Tagen. Gleich mehrfach macht Gerald Braunberger, der verantwortliche Redakteur für den Finanzmarkt, sich nun eine Argumentation zu eigen, die in der Politischen Ökonomie als Kritik der Finanzialisierung diskutiert wird (hier) und auch auf diesen Seiten eine prominente Rolle spielt (zum Beispiel hier). Im Kern geht es um die Beobachtung, dass die Finanzmärkte im Allgemeinen und die Banken im Besonderen während der letzten Jahrzehnte in Relation zur übrigen Wirtschaft viel zu groß geworden sind.
So stellt Braunberger am 18. Februar fest, dass „sehr große Banken… volkswirtschaftlich kaum Vorteile“ haben und dass der neue Präsident der Federal Reserve Bank von Minneapolis, Neel Kashkari, sie „mit guten Gründen zerschlagen“ will (hier). Zu diesen guten Gründen gehört u.a., dass in einer neuen Wirtschaftskrise die Wahrscheinlichkeit sehr groß sei, dass Banken wieder von der Allgemeinheit gerettet werden müssten, trotz der Regulierungsmaßnahmen der letzten Jahre. Auch sei für hochindustrialisierte Industrienationen bei weitem nicht gesichert, dass eine boomende Finanzbranche nachhaltig zum Wirtschaftswachstum beitrage, genauso wie das Argument, dass man für eine global tätige Wirtschaft eine global tätige Bank nötig habe, keinesfalls zur Legitimierung der hypertrophen Rolle der Deutschen Bank im globalen Anleihe- und Devisenhandel tauge. Vor diesem Hintergrund ist es dann durchaus verständlich, wenn Kashkaris Vorschläge, u.a. die „Zerschlagung in kleinere und weniger vernetzte Banken“ und die „Verwandlung von Banken in eine Art Versorger mit einem hohen Eigenkapitalanteil und einer Regulierungsdichte wie bei Kernkraftwerken“ beim FAZ-Redakteur auf Sympathie stoßen.
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