EU

Die Germanisierung Griechenlands und ihre Folgen

| 14. Oktober 2013

Nach meiner langen Vortragswoche in Österreich und Deutschland bin ich am Samstag morgen in aller Frühe noch nach Athen gejettet, um an einer vierstündigen Diskussion von fünf Ökonomen bei der Eröffnung der 4. Athener Biennale teilzunehmen. Ich hätte es lieber nicht tun sollen, denn dann hätte ich nicht die letzte Hoffnung verloren, dass die Europäische Währungsunion noch zu retten ist.

Man kann sich so eine Diskussion ganz gut als Theaterstück vorstellen. Es treten also auf: Ein italienischer Ökonom, der eigentlich die Aufgabe hat, die europäische Krise zu erklären, es aber nicht tut, weil in seinem Weltbild überhaupt keine Krise auftreten kann, die nicht allein durch das Versagen staatlicher Institutionen verursacht ist. Deswegen vergleicht er die USA und Europa und fragt, welche Institutionen Europa noch brauche, um so zu werden wie die USA. Eine irische Ökonomin, die über Irland redet, aber vergisst, dass das Thema eigentlich Europa war. Zwei im Ausland ausgebildete und arbeitende griechische Ökonomen, die lang und breit darlegen, warum ihr Land eigentlich die schlechteste Wirtschaft der ganzen Welt hat und warum ohne eine vollständige Germanisierung Griechenlands die ganze Sache mit Sicherheit den Bach runter geht. Zu allem Überfluss wird aus den USA noch ein Ökonom per Video zugeschaltet, der viel über Griechenland und nichts über Europa weiß. Ein deutscher Ökonom tritt auf, von dem alle im Publikum erwarten, dass er den Griechen erklärt, dass das mit ihrem Schlendrian nicht so weiter geht, der aber komischerweise vor allem über Deutschland und Frankreich redet und den Griechen sagt, sie sollten aufhören zu jammern und ihr gutes Wetter, das Meer und den Wein genießen, so weit sie nach der bisherigen „Sanierung“ des Landes dazu noch in der Lage sind.

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