Finanzsystem

Die Kampagne zur Nahrungsmittelspekulation geht weiter – noch immer ohne jede Substanz

| 13. Mai 2013

Ingo Pies, Professor für Wirtschaftsethik in Halle, der sich seit einiger Zeit als Experte auf dem Gebiet der Agrarspekulation ausgibt, lässt nicht locker. In der SZ vom 6. Mai hat er (zusammen mit Thomas Glauben) erneut Stellung bezogen und allen, die einen Zusammenhang sehen zwischen bestimmten Arten spekulativer Finanzinvestitionen, vorgeworfen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren. Er beruft sich dabei in erster Linie auf eine Studie, die die internationale Forschungsliteratur auswertet und dabei zu dem klaren Ergebnis kommt, dass die erdrückende Mehrheit der Fachwelt nicht der Ansicht ist, dass spekulative Geschäfte im Bereich von Nahrungsmitteln für ein steigendes Preisniveau oder erhöhte Preisschwankungen und damit auch für zunehmenden Hunger  in der Welt verantwortlich sind. Dass die schiere Mehrheitsmeinung in Wissenschaftskreisen noch lange kein überzeugendes Argument gegen Überlegungen einiger weniger Leute sind, die sowohl theoretisch fundiert als auch empirisch eindeutig belegt sind, weiß man seit Galileos Zeiten. Der Unterschied zu heute ist hauptsächlich, dass es damals lebensgefährlich war, eine dem Mainstream widersprechende Meinung zu vertreten. Die Wahrung der Machtinteressen der Herrschenden und deren wissenschaftliche Bemäntelung ist hingegen ein offenbar langlebiges Motiv. Weil ich in dem Beitrag von Ingo Pies direkt angegriffen werde, will ich hier, obwohl ich dazu schon vor einiger Zeit Stellung genommen habe, einiges noch einmal aufgreifen.

Ingo Pies hat erkannt, dass es auf den Derivatemärkten offenbar Institutionen gibt, die da eigentlich nicht hingehören: Indexfonds, die auf nichts anderes setzen, als dass die Preise steigen, wie er selbst zugeben muss. Abgesehen davon, dass die große Zeit der Indexfonds an den Rohstoffmärkten schon seit längerem vorbei ist und sie von Money Managern und zuletzt von High Frequency Tradern abgelöst wurden, zeigt seine Argumentation doch sehr schön, wie man die Positionen so verdrehen kann, dass sie nur noch schwer zu entlarven sind.

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