Länder

Die ökonomische Zukunft Palästinas - Teil II

| 11. Oktober 2013

Das israelische Pro-Kopf-Einkommen beträgt heute das 8-fache des palästinensischen Pro-Kopf-Einkommens (im Vergleich dazu war das Verhältnis 1944 nur 2:1), und die Wirtschaft Israels lässt bei einem Verhältnis von 25:1 die palästinensische Wirtschaft wie einen Zwerg aussehen. Der Dualismus in seiner Version des 21. Jahrhunderts postuliert, dass die Kluft zwischen der arabischen und der jüdischen Entwicklung, die sich seit 1948  und besonders seit 1967 herausgebildet hat, einfach die Fortsetzung einer alten Geschichte ist. Nach dieser Version der Geschichtsschreibung begann der jüdische (europäische) industrielle und technologische Vorsprung bereits vor einem Jahrhundert, während eine sozial und politisch zerstückelte, kulturell eingezwängte arabische Bevölkerung sich erst noch von ihren agrarischen Wurzeln lösen und die Modernisierung und das Streben nach Erfolg lernen musste. Alles, so die Verheißung des Liberalismus, was sie dazu brauchen, ist marktbasierte Freiheit, denn dann werden die komparativen Vorteile jeder Wirtschaft sicher zu gegenseitigem Wohlergehen und zu beiderseitigen Vorteilen führen - ceteris paribus jedenfalls.

Von den Dualisten wird die Beobachtung, dass sich die Kluft zwischen den Wirtschaften vergrößert hat und dass der Pfad in die Abhängigkeit als Folge der allmählichen Kolonisierung Palästinas schon vor langer Zeit beschritten wurde, als „Politisierung“ der reinen ökonomischen Analyse abgetan. Auf ähnliche Weise ignoriert der ökonomische Mainstream die systemischen Ungleichgewichte, während  Prebisch und nach ihm die UNCTAD nachgewiesen haben, dass diese Ungleichgewichte oft die Wurzel der globalen Entwicklungsprobleme bilden. Die einleuchtende Aussage, dass anhaltende, signifikante, wirtschaftliche und soziale Lücken zwischen reichen und armen Ländern einem zu viel an Liberalisierung zuzuschreiben sind und nicht einem zu wenig, ist für den Mainstream einfach nur ein der falschen Ideologie geschuldetes Vorurteil.

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