EU

Die Solidarität, die Frankreich wirklich braucht

| 12. Januar 2015

„Je suis Charlie“ haben viele in der vergangenen Woche gesagt und sie haben Schilder mit diesen Worten hochgehalten, um ihre Solidarität mit einem Land zu bekunden, in dem es zu einem schrecklichen Attentat auf den unabhängigen Geist und die freie Meinungsäußerung gekommen ist. Auch in Deutschland haben Politiker aller Parteien bekundet, jetzt käme es darauf an, an der Seite Frankreichs zu stehen. Befürchtungen gibt es auch allenthalben, das Attentat könne dem Front National weiteren Zulauf verschaffen, der sich am rechten Rand des Parteienspektrums als Gegner Europas und der ungehinderten Zuwanderung positioniert.

Das alles ist gut und schön, aber es ist viel zu wenig. Viel wichtiger in seinen Auswirkungen auf die Zukunft Frankreichs als dieses Attentat ist die wirtschaftliche Attacke, die aus Richtung Deutschland seit Jahren gegen Frankreich geritten wird. Haben sich die deutschen Politiker, die Frankreich abgeurteilt und französische Politiker pauschal als „Defizitsünder“ bezeichnen haben, jetzt wenigstens entschuldigt? Haben große Teile der deutschen Presse, die sich in den vergangenen Monaten die Freiheit gegönnt hatte, Frankreich niederzuschreiben (hier haben wir anlässlich eine Spiegel-Online Artikels darüber berichtet), inzwischen ihre unberechtigten Angriffe bedauert? Nein, der Front National ist in den Europawahlen nicht wegen der vermeintlichen Islamisierung zur stärksten Partei geworden, sondern weil unter der Regie Deutschlands ein Europa im Entstehen begriffen ist, das Frankreichs Politik und seinen Freiheitswillen brüskiert und mit unsinnigen Politikempfehlungen das Land in seinem Innersten erschüttert. Und ich fürchte, dass fast alle, die heute drei Worte in Französisch sagen können, ab morgen wieder auf dem hohen deutschen Ross sitzen.

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