EU

Die Türkei versucht den Befreiungsschlag, trifft sich aber selbst

| 30. Januar 2014

Am Montag hatte ich das neue Schwellenländerproblem erwähnt, das die Börsen für einen Tag in Panik versetzt hatte. Gestern nun erfahren wir, dass die Türkei darauf mit einer drastischen Maßnahme geantwortet hat. Die Zentralbank hat ihren Leitzins in einem gewaltigen Schritt von 4,5 auf zehn Prozent erhöht. Damit steigt der kurzfristige Zins für Übernachtkredite (das ist der Zins, den wir in unserem Türkei-Bericht im Dezember benutzt hatten) von 7,75 auf 12 Prozent. Mit dieser Maßnahme versucht die Notenbank, die Abwertung der türkischen Lira zu stoppen, die sich an den Devisenmärkten seit Beginn des Jahres noch einmal erheblich verstärkt hat.

Für eine Wirtschaft, die sich in einer sehr schwachen Konjunkturphase befindet mit einer Arbeitslosigkeit in der Größenordnung von zehn Prozent, ist das ein gewaltiger Schock und kann, wenn sich der Zinsanstieg als anhaltend erweist, eine schwere Rezession auslösen. Warum riskiert die Notenbank so viel? Nun, es scheint, als wolle man mit dieser Maßnahme die Gefahr einer Abwertungsspirale der eigenen Währung ein für allemal bannen. Notenbanken, die versuchen, den Außenwert ihrer Währung zu verteidigen, sind immer in einer schwierigen Situation. Sie können am Devisenmarkt intervenieren (also eigene Währung kaufen), aber dazu brauchen sie Devisen. Die Devisenreserven sind aber immer begrenzt und normalerweise (Ausnahme China) nicht in einer Menge vorhanden, die die Märkte von einer Spekulation gegen eine Währung abhalten würde. Folglich muss an irgendeinem Punkt entweder um internationale Hilfe nachgefragt werden (also Dollar-oder Eurokredite, die es nur beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington gegen scharfe Auflagen gibt), oder man versucht es mit eigenen Mitteln. Und da bleibt nur die Zinserhöhung.

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