EU

Die vermögenden Armen oder warum sich Immanuel Kant im Grabe umdreht

| 15. April 2013
istockphoto.com/Diamond Dogs

Es ist schon fast komisch, in Deutschland werden immer die falschen Themen hochgespielt, während man die richtigen weitgehend ignoriert.

Das kann man u.a. wunderbar verfolgen anhand der Debatte um eine Studie zum Thema Vermögensverteilung in Europa, die erstaunlicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) bzw. die zu ihr gehörenden Notenbanken durchgeführt haben. Diese Studie hat in den deutschen Medien hohe Wellen geschlagen nach dem Motto: Die Länder im Süden Europas sind ja eigentlich reich, warum müssen wir als relativ armes Land denen auch noch helfen? Die FAZ bemüht gar verschwörungstheoretische Überlegungen, die EZB habe die Daten "zurückgehalten", bis die Rettung Zyperns beschlossen war. Der SPIEGEL macht das obendrein zur Titelgeschichte in dieser Woche. Nun ist diese EZB-Studie für sich genommen schon sehr problematisch und wenig aussagekräftig. Jens Berger hat dazu vor einigen Tagen einen lesenswerten kritischen Kommentar in den Nachdenkseiten publiziert und Stefan Dudey hat die entsprechende  http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/BBK/2013/2013_03_21_phf.html
bereits vor zwei Wochen an dieser Stelle kritisch kommentiert.

Was wieder einmal überhaupt nicht verstanden wird, ist der Zusammenhang zwischen Strömen und Beständen. Man arbeitet sich immer ungeheuer gern an den Beständen ab, also am Bestand des Vermögens, der Schulden oder der Geldersparnisse. Diese sind für die Bewältigung der Krise, wie wir schon oft gezeigt haben, weitgehend uninteressant. Wichtig ist es, die Ströme in Ordnung zu bringen, also das Einkommen (Wachstum), die Nachfrage und die Investitionen. Das heißt, selbst wenn es so wäre, dass die Länder im Süden Europas oder die privaten Haushalte dort im Schnitt reicher im Sinne des absoluten Vermögens wären als diejenigen in Deutschland, dass ihnen das bei der Bewältigung der Krise nichts nützte.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!