Die Wiederentdeckung der Fiskalpolitik – erste Risse im neoklassischen Paradigma? – 1
Über lange Zeit galt die Fiskalpolitik im ökonomischen Mainstream als nutzlos, ja sogar schädlich. Nun mehren sich selbst hierzulande die Stimmen, die eine aktivere Fiskalpolitik verlangen. Das ist verwunderlich, da diese Forderung nicht zum neoklassischen Paradigma passt.
In den letzten Wochen und Monaten sind die Rufe nach einer expansiveren Fiskalpolitik immer lauter geworden, ausgelöst unter anderem durch die immer noch relativ schwache wirtschaftliche Erholung seit der „Großen Rezession“ von 2008/2009 (insbesondere im Euroraum und in der EU, aber ebenso in Japan und selbst in den USA) bei gleichzeitig wachsenden Zweifeln an der Wirksamkeit der Geldpolitik (allein). Interessant ist, dass die Forderung nach einer stärkeren Rolle für die Fiskalpolitik, die im angloamerikanischen Sprachraum schon seit geraumer Zeit erhoben wird (vgl. zuletzt etwa Christopher Sims, konservativer Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger 2011, hier), nun auch auf den deutschsprachigen Raum überzugreifen scheint.
„Hallo Finanzpolitik (Tschüss Geldpolitik?)“ (faz-net.de), „Die Geldpolitik ist am Ende, jetzt kommt Fiskalpolitik“ (dzbank.de), „Fiskal- statt Geldpolitik? Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik“ (risknet.de), „Comeback der Finanzpolitik“ (nzz.ch), „Die Grenzen der Geldpolitik“ (neuewirtschaftswunder.de), „Das Ende der Geldpolitik“ (godmode-trader.de), „Schlüssel zum Aufschwung liegt in Fiskal- und weniger in Geldpolitik“ (wallstreet-online.de), „Finanzpolitische Unterstützung: Das große Comeback?“ (lombardodier.com), so oder ähnlich lauten die Schlagzeilen von Beiträgen in den letzten Wochen, in denen eine Wiederbelebung der Fiskalpolitik gefordert oder zumindest erwartet wird. Wie Kai Tschauder erst kürzlich auf Makroskop (hier) berichtete, scheint selbst Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber inzwischen eine aktivere Fiskalpolitik nicht mehr rundweg abzulehnen (siehe auch hier).
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