Kohle-Aus

Ein großer Schritt für Deutschland, ein kleiner für die Menschheit

| 19. Februar 2019
istock.com/Thomas Corzelius

Deutschland fühlt sich wieder gut. Es fühlt sich nach dem Kohlebeschluss erneut als Vorreiter in Sachen Energiewende. Doch ernsthaft nachdenken will man darüber weiterhin nicht.

Gerade als in Deutschland vor zwei Wochen der Vorschlag der Kohlekommission zum Ende der Kohleverstromung im Jahr 2038 gefeiert wurde, kam auch die Meldung über die Medien, der Luftverkehr über Deutschland habe im vergangenen Jahr um fast fünf Prozent zugenommen. Auch kann man leicht herausfinden, dass in den letzten fünf Jahren jährlich zwischen 50 000 und 100 000 neue LKW zugelassen wurden und deren Bestand kontinuierlich auf über drei Millionen angestiegen ist. Im Jahr 2017 lag die durchschnittliche Antriebsleistung von Neuwagen in Deutschland bei – sage und schreibe – 152 PS und überschritt damit zum ersten Mal die 150-PS-Grenze (hier gemeldet). Vor zehn Jahren waren es im Schnitt rund 130 PS, vor 20 Jahren rund 100. Warum fordert niemand ein Aus für zusätzliche Flugzeuge oder LKWs? Warum sollte man nicht die PS-Zahl von Automobilen von nun an für alle Zeiten bei 150 (oder 100) begrenzen?

Man sieht an diesen beliebig ausgewählten Beispielen, wie zufällig und widersprüchlich die deutsche Politik in Sachen Klimawandel ist. Man hat sich jetzt auf einen ganz kleinen Bereich (gemessen am gesamten Primärenergieverbrauch) kapriziert, wo der Staat unmittelbar Zugriff hat und vermittelt den Eindruck, damit seien die Herausforderungen, die sich Deutschland im Rahmen der globalen Selbstverpflichtung gestellt hat, weitgehend erledigt. Gemessen an den unerledigten Problemfeldern und der globalen Dimension des Problems hat der kreißende Berg eine Maus geboren. Wiederum wurde nur Symbolpolitik abgeliefert.

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