Aufgelesen

Eine Diffamierung der Globalisierungskritik – die ihr Autor selbst widerlegt

| 16. März 2020
istock.com/:yongyut Chanthaboot

Im Rahmen der Globalisierungsdebatte unterstellen liberale Ökonomen den Kritikern schrankenloser Kapitalmobilität gerne ökonomi­sche Unbildung. Konfrontiert mit der Realität, müssen die Vorwürfe zurück in die Mottenkiste. Hier geht es um einen solchen Fall, und er ist instruktiv.

Zunächst das Positive: 2019 haben die Ökonomen Carl Christian von Weizsäcker und Hagen Krämer ein Buch mit dem Titel „Sparen und Investieren im 21. Jahr­hundert“ veröffentlicht.[1] Im Mittelpunkt steht die These, dass unter den aktuellen Bedingungen in den entwickelten Ländern Kapitalknappheit nicht mehr existiert. Die gestiegene Lebenserwartung, der längere Ruhestand und der zunehmende Wohlstand habe den Sparwunsch immer weiter wachsen lassen.

Demgegenüber sei die Absorptionsfähigkeit der Wirtschaft für Kapital begrenzt. Denn in vielen Fällen verbessere ein zusätzlicher Kapitaleinsatz nicht mehr die Rentabilität der Produktion. Da der Zins nicht beliebig unter 0 fallen könne, bringe er Sparen und Investie­ren nicht mehr zum Ausgleich. Um eine desaströse Abwärtsspirale und hohe Arbeitslosigkeit zu verhindern, sei deshalb eine zusätzliche Verschuldung jener wirtschaft­lich stabilen Staaten erforderlich, die über einen positiven Leistungs­bi­lanzsaldo verfügen, „in einer Welt, in der Staatsschulden im großen Stil erfor­der­lich sind, weil der private Vermögenswunsch das sinnvoll, also produktiv ver­wendbare Real­vermögen weit übertrifft“.[2]

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