The big read

Eine Welt ohne Zins – 2

| 12. Februar 2019
istock.com/claffra

Die Welt ohne Zins zeigt, dass sich im marktwirtschaftlichen System entscheidende Veränderungen ergeben haben. Sie zu erkennen, ist aber offensichtlich nicht leicht.

Im ersten Teil hatte ich argumentiert, das die Bewegungen der Zinsen fast ausschließlich von den Notenbanken gemacht werden, weil die Privaten einfach keine Möglichkeit haben, das zu ändern, was für den Preis am Kapital- oder Geldmarkt entscheidend ist – nämlich das gesamte Angebot oder die gesamte Nachfrage. Was immer die privaten Akteure tun, es verändert bei einer konsequent gesamtwirtschaftlichen Betrachtung die Angebots-Nachfragekonstellation an den Finanzmärkten nicht. Nur von außen, von einer Institution, die agieren kann, ohne Rückkopplungen auf die Einkommenssituation anderer Gruppen in der Volkswirtschaft auszulösen, kann man wirklich gesamtwirtschaftliche Veränderungen über das Zinsniveau auslösen.

Das gilt übrigens auch für die Fiskalpolitik. Agierte der Staat ohne jede Unterstützung der Zentralbank, verbliebe er in gleicher Weise wie die übrigen Akteure in einem einzelwirtschaftlichen Kontext, der es ihm nicht erlaubte, die gesamtwirtschaftlich relevanten Größen wie Einkommen und Produktion zu beeinflussen. Müsste der Staat, um die Wirtschaft anzuregen, tatsächlich mit den Privaten bei der Aufnahme von Kapital konkurrieren, könnte er die wirtschaftliche Entwicklung nicht systematisch beeinflussen. Denn dann wäre es in der Tat so, dass die von ihm ausgelöste Kreditnachfrage den Zins erhöhen würde – jedenfalls im Vergleich zu einer Situation, wo er weniger nachfragt – und man könnte nicht mit Sicherheit vorhersagen, ob die expansive Maßnahme die Lage wirklich verbessert. Das ist nicht leicht vorstellbar, aber man muss immer dazu denken, dass eine Abstinenz des Staates ja zu einer Zinssenkung führen würde, die private Ausgaben anzuregen in der Lage wäre.

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