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Es knirscht im Getriebe: Anmerkungen zur US-Konjunktur zur Jahreswende

| 05. Februar 2016

Das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft hat sich im vierten Quartal weiter abgekühlt. Der im letzten Frühjahr euphorisch vermeldete Wachstumsschwung ist nunmehr gänzlich verflogen. Bereits im dritten Quartal belief sich das Wachstum auf nur 2 Prozent nach 4 Prozent im 2. Quartal. Im 4. Quartal waren es laut der Ende letzter Woche erschienenen Vorabschätzung des Bureau of Economic Analysis nur noch 0,7 Prozent. Die große Unsicherheit und Fragilität, die die Konjunkturlage in wichtigen anderen Regionen der Weltwirtschaft seit geraumer Zeit befällt, betrifft damit heute gleichermaßen auch die US-Wirtschaft. Und damit erscheint auch die geplante Straffung der Geldpolitik seitens der Federal Reserve in einem neuen Licht. Der US-Wirtschaftsmotor läuft einfach nicht rund. Wer von ihr neue Zugkraft für die Weltwirtschaft erhofft hatte, wie etwa Europas in Dauernotlage befindliche Währungsunion, hofft wohl vergeblich. Auch an der Währungsfront wird es immer ungemütlicher. Für die führenden Nationen und Volkswirtschaften der Welt gilt heute immer mehr: jeder für sich, keiner für alle. Die Risiken für eine neue Weltwirtschaftskrise haben deutlich zugenommen.

Die weitere Verlangsamung des Wachstums der amerikanischen Wirtschaft im Herbst im Vergleich zum Wachstum in Sommerquartal betraf dabei alle Ausgabenkomponenten. Selbst der private Konsum, gemeinhin das wichtigste Zugpferd der US Wirtschaft, wuchs mit nur 2,2 Prozent Jahresrate deutlich langsamer als zuvor, wobei insbesondere die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter eine spürbare Verlangsamung erfuhren. Die privaten Investitionen schrumpften sogar mit einer Jahresrate von 2,5 Prozent. Besonders stark war der Einbruch im Wirtschaftsbau. Doch auch die Ausrüstungsinvestitionen sanken um 2,5 Prozent während die Investitionen in intellektuelle Eigentumsprodukte zumindest noch schwach mit einer Jahresrate von 1,6 Prozent zulegten. Allein der Wohnungsbau blieb von der allgemeinen Abkühlung bislang anscheinend fast verschont und wuchs weiterhin mit einer Jahresrate von 8,1 Prozent. Im schon länger schwächelnden Außenhandel dagegen verlief die Entwicklung jüngst noch mehr zu Ungunsten Amerikas. Während die Importe im Herbst mit rund einem Prozent zulegten, sanken Amerikas Exporte sogar um 2,5 Prozent Jahresrate. Bei den Staatsausgaben war die Entwicklung gemischt. Auf Ebene der Bundesstaaten und Kommunen, wo es in den letzten Quartalen nach langer Krise eine erfreuliche Erholung gegeben hatte, wurde zuletzt ein Minus von 0,6 Prozent verbucht. Die Ausgaben der Bundesregierung dagegen legten nach einigen Quartalen quasi-Stagnation im Herbst mit 2,7 Prozent zu, wobei das Wachstum besonders bei den Verteidigungsausgaben stattfand, die allerdings sehr volatil sind.

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