Eurokrise: Das kollektive Leugnen der Deutschen oder die Angst vor der Wahrheit
Seit Jahren erleben wir das gleiche Spiel der deutschen Politik. Es spiegelt sich in vielen Facetten, aber die Botschaft bleibt in fast allen Medien die gleiche: Jede deutsche Schuld an der Eurokrise wird geleugnet. Alle anderen haben Schuld, nur ein Land hat alles richtig gemacht. Da passt es wie die Faust auf’s Auge, dass sich der Spiegel gerade ein neues Logo gegeben hat: „Keine Angst vor der Wahrheit“. Mit 70 Leuten, so die Werbung, prüfe man jedes Wort jeden Artikels in diesem einflussreichen Medium. Das mag sein, aber es ist leider genau das falsche Vorgehen. Denn wenn beispielsweise McKinsey ohne Sinn und Verstand über Bruttoschulden schreibt (hier von uns erwähnt) und der Spiegel das nachplappert, dann hilft nur Nachdenken über Inhalte und nicht Nachprüfen von Worten, will man sich wirklich der „Wahrheit" nähern.
Einen einfachen Test können wir natürlich in Sachen Eurokrise machen. Wann hätte die Spiegel-Redaktion (mit Ausnahme der beiden Kolumnisten Wolfgang Münchau und Jakob Augstein in Spiegel-Online) – ohne Angst vor der Wahrheit – über die Ursachen der Eurokrise geschrieben und über die unrühmliche Rolle, die Deutschland mit seiner Unterbewertungsstrategie dabei spielte? Gestern wäre wieder eine gute Gelegenheit gewesen, sich der Wahrheit in dieser Sache zu nähern, als alle Medien einschließlich Spiegel-Online vollkommen unkritisch Meldungen abdruckten, wonach der deutsche Export wieder alle Rekorde „knackte“ und die deutschen Überschüsse im Außenhandel die höchsten aller Zeiten sind.
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