Länder

Gibt es sie also doch, die amerikanische Klassengesellschaft?

| 03. April 2016

Im Wahlkampf um die amerikanische Präsidentschaft geht es immer unamerikanischer zu: Mit dem Leitthema wachsender Ungleichheit ist selbst der Ausdruck Arbeiterklasse („working class“) zum öffentlichen Begriff geworden.

Der diesjährige Jahresbericht des wirtschaftspolitischen Beratergremiums des Präsidenten („Council of Economic Advisers“) bezeichnet Ungleichheit als die das 21. Jahrhundert definierende Herausforderung. Bereits der Bericht vom letzten Jahr hatte Ungleichheit und den Schwund der amerikanischen Mittelschicht zum Thema. In diesem Jahr hat das Gremium sowohl die Ursachenanalyse ausgeweitet als auch viele Ratschläge zur wirtschaftspolitischen Bekämpfung der Ungleichheit entwickelt. Das ist auch allerhöchste Zeit. Denn im Wahlkampf um die amerikanische Präsidentschaft geht es immer unamerikanischer zu: Mit dem Leitthema wachsender Ungleichheit ist selbst der Ausdruck Arbeiterklasse („working class“) zum öffentlichen Begriff geworden. Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ist Klasse eigentlich ein überflüssiges Wort. In Wirklichkeit sind die USA aber eine klassenlose Klassengesellschaft.

Im Zeitalter der schwindenden Mittelschicht entdeckt diese amerikanische Gesellschaft ihr Klassenbewusstsein und übt den Klassenkampf. Wie dem deutschen und europäischen Beobachter nicht entgangen sein wird, entfaltet dabei ausgerechnet der Multimilliardär und Immobilien- und Kasinomogul Donald Trump eine merkwürdige Anziehungskraft auf weite Teile der weißen Arbeiterschaft. Bereits 2008 hatte kaum ein Drittel dieser Bevölkerungsgruppe Barack Obama gewählt. Trumps Triumpfe sind inzwischen allerdings selbst der alten Garde der republikanischen Partei mehr als ungeheuer geworden. Sie werden ihn wohl auch kaum noch als Kandidat stoppen können. Von der Präsidentschaft abhalten kann ihn dann nur noch die amerikanische Bevölkerung und Wählerschaft selbst.

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