Globalisierung, Finanzmärkte und Lohnentwicklung - 1
Ich möchte dieses „Sommerloch trotz Wahlkampf“-Phase nutzen, um über Entwicklungen zu schreiben, die uns deutlich mehr interessieren sollten als die Frage, wie häufig Frau Merkel eine Kirche besucht oder wie viele Nachbarn Herr Schulz in Würselen kennt.
Die alte Form des Kapitalismus
Auf Makroskop wird regelmäßig darauf hingewiesen, dass sich der Kapitalismus seit den 1980ern stark verändert hat. Mit den Ölpreiskrisen und dem Ende des Wechselkurssystems „Bretton Woods“ endete eine Phase von 2-3 Jahrzehnten, in denen man den Kapitalismus zumindest in Teilen gebändigt glaubte. Die schlechten Erfahrungen aus dem „Laissez-Faire“ Denken der 1920er Jahre, welches am 24. Oktober 1929 zum bis dahin größten globalen Finanzcrash geführt hatte, prägten junge Ökonomen und Politiker jener Zeit.
Die aus dem Crash resultierende Massenarbeitslosigkeit versuchten die meisten Länder durch eine Deflationspolitik zu bekämpfen. Wechselkursabwertungen sollten die eigenen Produkte für das Ausland so preiswert machen, dass man über die Handelsbilanzüberschüsse die notwendige Nachfragelücke ausgleicht, die durch die Arbeitslosigkeit entstanden war. Die Analogie zur heutigen Politik ist kaum zu übersehen: Die Abwertungen des Wechselkurses von damals sind die relativen Lohnsenkungen von heute. Außenwirtschaftlich macht dies keinen Unterschied, da es dem ausländischen Käufer egal ist, ob er weniger für ein Produkt zahlt, weil der Lohn oder der Wechselkurs gesunken ist.
[...]Nichts schreibt sich von allein!
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