Länder

Großbritannien, Europa und die USA – was kann Kontinentaleuropa aus dem angelsächsischen Modell lernen? Teil II

| 16. Oktober 2013

Der erste Teil dieses Länderberichts über Großbritannien endete mit der Frage, welcher empirische Zusammenhang zwischen der Stundenlohnentwicklung und der Entwicklung des Arbeitsvolumens zu beobachten ist. Diese Frage ist deshalb so wichtig, weil alle, die die Entstehung von Arbeitslosigkeit auf "zu hohe" Löhne zurückführen, für Lohnmoderation zur Schaffung von Arbeitsplätzen plädieren. Also müsste sich überall dort, wo sich die Löhne moderat im Vergleich zur Produktivität entwickelt haben, eine Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt feststellen lassen, und zwar nicht allein gemessen an der Anzahl der Beschäftigten, sondern vor allem an der Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden. Letzteres ist wichtig, weil Unterbeschäftigung in Form von unfreiwilliger Teilzeitbeschäftigung in der Anzahl der Beschäftigten nicht zum Ausdruck kommt.

Die unmittelbare Schaffung von mehr Beschäftigung bei und durch Lohnmoderation ist wesentlich für die Argumentation der Befürworter der Lohnmoderation. Denn sie müssen das Gegenargument widerlegen, eine Lohnmoderation beeinträchtige unmittelbar die Nachfrage, so dass die Nachfrage mit der wachsenden Produktivität nicht mithalten könne. Wenn das nämlich der Fall sein sollte, sähe es mit der Kapazitätsauslastung schlecht aus, was der Investitionsbereitschaft schade. Und dass an eine nachhaltige Beschäftigungsentwicklung ohne Investitionen nicht zu denken ist, bestreitet außer der Gruppe der Rationalisierungsgeängstigten, die sich einer Kenntnisnahme der empirischen Faktenlage in der Gesamtwirtschaft verweigern und lieber dem einzelwirtschaftlichen Denken der schwäbischen Hausfrau anhängen, niemand.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!