EU

Helmut Schmidt und Gabor Steingart

| 19. Juni 2013

Es gibt ein bemerkenswertes Interview im Handelsblatt (17.6.2013, Seite 10f, noch nicht online), in dem Helmut Schmidt in völliger Klarheit sagt, er finde, Deutschland müsse seinen extrem hohen Zahlungsbilanzüberschuss (gemeint ist wohl der Leistungsbilanzüberschuss) abbauen, weil ihn sonst andere abbauen würden. Zum Abbau empfiehlt er höhere Löhne und Gehälter in Deutschland, die "[i]n den letzten Jahren ... nicht in dem Maße gewachsen [sind], in dem es angemessen gewesen wäre". Bravo und willkommen im Klub! Dass er dabei nicht die Agenda 2010 als zentrale Ursache für diese Fehlentwicklung nennt, ist schade, aber sicher dem Wahlkampf geschuldet. Vielleicht spricht Helmut Schmidt ja intern mit dem SPD-Kanzlerkandidaten darüber?

Das Interessanteste an dem Interview sind aber für unsere Leser die Reaktionen des Herausgebers des Handelsblattes, Gabor Steingart, der das Interview führt und, geradezu schockiert, zweimal kurz nachfragt, um dann schnell das Thema zu wechseln (natürlich Richtung Staatsverschuldung, was sonst). Seine erste Nachfrage zum Zahlungsbilanzüberschuss: „Aber den wollen wir doch nicht abschaffen, oder? Dieser Zahlungsbilanzüberschuss ist Ausdruck des Exporterfolges“. Seine zweite Nachfrage: „Aber wie soll das gehen? Wir haben erfolgreiche Unternehmer im Lande. Sollen diese Unternehmer das Exportieren einstellen?“

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