Kommentar

ifo-Studie: Plumpe Interessenpolitik statt seriöser Problemanalyse

| 02. September 2018
istock.com/RomoloTavani

Um den deutschen Exportismus vor Kritik in Schutz zu nehmen, wird vor den abstrusesten Argumenten nicht zurückgeschreckt. Drei Autoren des ifo-Instituts sind sogar bereit, dafür jeden Anspruch auf wissenschaftliche Seriosität zu verspielen.

Eigentlich ist der Beitrag, den drei Autoren des ifo-Instituts in München zum Thema Leistungsbilanzungleichgewichte und Arbeitslosigkeit jüngst verfasst haben (ifo Schnelldienst 16/2018, S. 20-25), unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu unfruchtbar, um ihn eines Kommentars auf Makroskop zu würdigen. Aber wie Heiner Flassbeck in seinem Beitrag vom 27.8.2018 bereits erwähnt hat, ist die ifo-Veröffentlichung wohl als gezielter Angriff auf einen am 23. August 2018 ausgestrahlten Beitrag der Sendung „Kontraste“ zu verstehen.

In der Sendung wurde unter dem Titel „Wie Deutschland Arbeitslosigkeit in Europa produziert“ die vorherrschende Wirtschafts- und insbesondere Lohnpolitik in Deutschland kritisch thematisiert. Mein Eindruck ist, dass das ifo-Institut (das über den geplanten Kontraste-Beitrag zuvor informiert war) hier Gegendruck aufbauen wollte, selbst um den Preis wissenschaftlicher Seriosität. Kritischen Journalisten ist aber  nicht damit geholfen, wenn Ökonomen Beiträge wie den besagten von ifo als indiskutabel einstufen und infolgedessen unkommentiert in der Rundablage verschwinden lassen. Stattdessen muss man sich die Mühe machen, wenigstens die gröbsten wissenschaftlichen Mängel eines solchen Beitrags allgemein verständlich zu erklären, um klare Gegenargumente zu liefern und interessierte Laien dafür zu sensibilisieren, wie hier versucht wird, Interessenpolitik wissenschaftlich zu verbrämen.

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